Nickend Energie sparen

Eine aktuelle Studie aus der bionischen Forschung zeigt, was das Kopfnicken im Schritt für Pferde bedeutet, wie ich im vorangegangenen Beitrag berichtete. Doch es ergeben sich auch Fragen aus der Studie.

Zum Beispiel: In welchem Verhältnis stehen die Nickbewegungen von Kopf und Hals zu den Hinterbeinen? Man weiß, zum Beispiel vom Flatwalk des Tennessee Walking Horses, dass ein großer Übertritt beziehungsweise eine erhöhte Schrittgeschwindigkeit das Kopfnicken massiv verstärken. Ist also der Schub aus den Hinterbeinen ursächlich am Nicken beteiligt?

Der Kopf erreicht den höchsten Punkt in der Mitte der Doppelstandphase – wenn also beide Vorderbeine tragen. Am niedrigsten ist er in der Mitte der Einbeinstandphase, während das andere Vorderbein nach vorn geführt wird. (© Dr. John Nyakatura, HU-Berlin)

Der Schritt ist für frei lebende Pferde und andere Wildtiere die häufigste Gangart. Hier Energie zu sparen ist deshalb besonders interessant. Der Schritt ist zudem im Gegensatz zu Trab und Galopp eine schwunglose Gangart, der die Schwebephase fehlt. Auch unter diesem Aspekt ist Energieersparnis interessant.

Aus biomechanischer Sicht bedingen die Muskelketten das Zusammenspiel von Bewegung der Beine plus Kopf und Hals: Die Bewegung der Beuger- und Streckerketten der Hinterhand setzt sich über die Rückenmuskulatur auf die Vorhand fort. Hier sorgen die Muskeln an der Ober- und Unterseite des Halses für das Nicken. Eine große Bedeutung kommt dabei der Nackenplatte zu. Denn sie überträgt die Nickbewegung auf die Halswirbelsäule.

Aus reiterlicher Sicht ist das wichtigste, dem Pferd zu vermitteln, dass seine natürliche Nickbewegung von der Reiterhand stets zugelassen wird. Geschieht dies nicht, ist der Schritt massiv in seinem Takt gefährdet.

Nicht umsonst wird der starke Schritt – also das schnellstmögliche Tempo mit dem größtmöglichen Raumgriff der Gangart Schritt – erst in Dressurprüfungen ab M geritten. Den versammelten Schritt gibt es erst ab S: Nach FN-Richtlinien soll durch die erarbeitete Tragkraft der Hinterbeine und deren Hankenbeugung das Kopfnicken verschwinden. Bei vielen Pferden sieht man bei vermehrter Aufrichtung (in der Versammlung) das Nicken noch als ein Vor- und Zurück des Kopfes aus dem Kopfgelenk.

Ich bin gespannt, auf welche Ergebnisse die Bionik-Forscher kommen, wenn sie die Hinterhand in ihre Messungen einbeziehen. Reitern kann man nur raten, im Schritt nicht nur das Kopfnicken zuzulassen und sanft mit der Reiterhand zu begleiten, sondern die Kraftübertragung der Hinterbeine nicht durch gegenläufiges Treiben – das berühmte falsche Schieben – zu behindern. Mehr darüber im nächsten Beitrag.