Schrittf…en

Der vielleicht am weitesten verbreitete Sitzfehler im Sattel führt zu dem wohl gehässigsten Spruch Reiterinnen gegenüber: „Du brauchst einen Freund.“ Oder gröber. Sie wissen schon. Warum ich mich schreibend in solche Niederungen begebe?

Ganz einfach: Weil dieser Sitzfehler für die Pferde so unangenehm und schädlich ist. Weil dieser Sitzfehler aber so leicht zu beheben ist. Wenn man …

  • ihn an sich erkannt hat.
  • bereit ist, ihn loszuwerden.
  • sich eine Weile darauf konzentriert, ihn abzustellen.

Worum geht es konkret? Viele Reiter schieben mit dem Becken. Und zwar so, als ob ein Mann eine Frau … Sie wissen schon. Das wiederum kann zwischenmenschlich zwar in der Horizontalen nett sein, fürs Pferd ist es eine Qual.

Sein Becken bewegt sich – von hinten betrachtet – sowohl auf und ab, als auch vor und zurück. Und das gleiche machen die Rückenmuskeln, die diese Bewegung nach vorne übertragen, mit unserem Becken. Unser Becken sollte sich also auch wechselseitig auf und ab sowie vor und zurück bewegen.

Man bekommt also im eigenen Becken den Impuls, als ob man selber gehen würde – links, rechts, vor, zurück. Dies ist übrigens der Grund, warum Querschnittsgelähmte so von therapeutischem Reiten profitieren: Ihr Körper spürt wieder, wie es ist zu gehen – mit allen positiven Folgen für Körper und Psyche.

Gibt nun das Reiterbecken einen beidseitigen Impuls stört es dieses Wechselspiel des Pferderückens immens. Die Folge ist, dass die Pferde langsamer statt schneller werden, sich verspannen und der Viertakt gestört wird. Die Reaktion des ohnehin schon falsch treibenden Reiters ist dann, noch mehr mit dem Becken zu schubsen.

Wer nicht genug spürt tut sich im Gelände – auch mit wechselnden Untergründen – oft leichter. In der Halle bieten sich Stangen an. (© Michael Schneider)

Da nützt es auch wenig, wenn Reitlehrer sagen: „Hör auf zu schieben!“ (Was viele tatsächlich machen.) Solange es keine Alternative zur falschen Bewegung gibt, hört man als Reiter tatsächlich nur einen Moment auf zu schubsen und sich (zumeist stattdessen) in der Hüfte fest.

Was ist also die Lösung? Sich die Bewegungen des Pferdes zu erspüren. Das habe ich hier ausführlich beschrieben. Machen Sie das immer wieder – beim Warmreiten, in jeder Schrittpause und, wenn Sie die Gelegenheit haben, auch im Gelände – bis Sie das alte Bewegungsmuster abgestellt haben. Wer nicht sofort alles spürt, dem kann auch die dritte Übung in diesem Beitrag helfen.