Für mehr Gefühl im Sattel

Selten ist ein Schaden ohne Nutzen, lautet ein Sprichwort, das erstmals in einer Klosterschrift aus dem 17. Jahrhundert gefunden werden konnte. So schlimm, dass ich sie „Schaden“ nennen würde, finde ich die Verbreitung der Franklin-Bälle jetzt nicht. Aber ich habe durchaus Vorbehalte.

Positiv ist aber, dass sich durch die Franklin-Bälle das Bewusstsein verbreitet, dass man sein Reiten, nicht nur durch Reiten allein und den entsprechenden Unterricht, sondern auch durch Übungen verbessern kann. Einige habe ich hier bereits beschrieben.

Es gibt aber noch weitere Möglichkeiten, um auf dem Pferd das Bewegungsgefühl und die eigene Wahrnehmung zu schulen, bei denen man nicht mit Bällen unterm Po hantieren muss. Dazu gehört auch meine Serie zum Reiten mit inneren Bildern. Hier noch ein paar einfache Übungen, die ich vor allem aus meinen Mentastics-Lehrgängen mitgenommen und für den Pferderücken angepasst habe:

  1. So sitzen Sie besser: Diese Übung hilft Ihnen dabei, sich optimal im Sattel zu positionieren, damit sie im Gleichgewicht sowie mit optimaler Funktionalität ihrer Wirbelsäule und mit entspannt getragenem Kopf sitzen, ohne aufs Pferd zu starren: Stellen Sie sich vor, am höchsten Punkt ihres Scheitels ist ein Faden angebracht, der diesen – ähnlich wie am Kopf einer Marionette – ihren Kopf aufrichtet und das Kopfgewicht trägt. Atmen Sie nun leise auf Schchchchch aus. Lassen sie mit dem letzten Hauch den Unterkiefer weiter sinken.
  2. Für eine feine Hand: Nehmen Sie – beispielsweise in einer Schrittpause – die Zügel in eine Hand und lockern Sie dann die andere Hand und den Arm bis in den Schulterbereich, indem Sie die Hand so ausschütteln, als ob Sie Wasser abschütteln wollten. Wiederholen Sie dies mehrfach und stellen Sie sich dabei vor, das Wasser wird immer weniger. Spüren Sie nach, wie sich Hand und Arm nun anfühlen. Wechseln Sie dann die Zügel in die andere Hand und machen Sie das Gleiche auf der anderen Seite.
  3. Für ein langes Bein und einen atmenden Schenkel: Legen Sie beiden Beine vor das Sattelblatt*. Lassen Sie sich anfangs dafür im Schritt führen, denn auch Pferde, die das vom Nachgurten kennen, können irritiert sein, wenn plötzlich beide Beine gleichzeitig vorne liegen. Fühlen Sie Ihre Sitzbeinhöcker und spüren Sie im Schritt eine oder zwei Minuten lang die Bewegungen des Pferderückens. Fragen Sie ich dabei: Wie weit schiebt das Pferd Ihren jeweiligen Sitzbeinhöcker nach vorne, wie weit lässt es ihn sinken? Nehmen Sie die Beine wieder zurück in den Sattel und spüren Sie einen Moment nach, bevor Sie die Bügel aufnehmen.

Wer einmal für eine Minute beide Beine vor das Sattelblatt legt wird einen überraschenden Effekt auf seinen Sitz feststellen. (© C. Götz)

Bei allen Übungen: Sicherheit geht vor. Ungewohnte Geräusche und Bewegungen können das Pferd verunsichern. Machen Sie die Übungen zudem nur, wenn Sie genügend Raum und Ruhe in der Halle oder auf dem Platz haben.

* Fortgeschrittene Reiter können noch mehr in dieser Position machen. Ich nutze sie beispielweise (auch im Gelände) sehr gerne, um mich zu überprüfen, ob ich Schulter- und Kruppeherein wirklich nur mit dem Sitz reite.