Wenn der Schritt Schrott ist (Teil 1)

Was genau dazu führen kann, dass einem Pferd dauerhaft der – womöglich ursprünglich richtig gute – Schritt ruiniert* wurde, habe ich in diesem Beitrag beschrieben. Aber man ist nicht ganz hilflos, wenn man so ein Pferd unter den Sattel bekommt. Es gibt einiges, was man tun und versuchen kann …

Was muss passieren, damit der Schritt wieder – vom meist passartig verschobenen – ein klarer Viertakt wird? Takt ist das räumliche und zeitliche Gleichmaß der Schritte, Tritte und Sprünge. Jeder Schritt muss also gleichlang sein, wie der andere und alle müssen dieselben „zeitlichen“ Abstände voneinander haben. Was den Takt ruiniert ist häufig die nicht vorhandene Losgelassenheit, in vielen Fällen aber bereits die fehlende Zwanglosigkeit. Diese kann auch im Pferd „abgespeichert“ sein und sich so in Form einer Psychomotorik zeigen.

Ich erinnere mich an ein Interview mit einer international erfolgreichen Reiterin, deren Pferd in Prüfungen für seinen sehr schlechten, weil wenig raumgreifenden, Schritt mit starker Tendenz zum Pass bekannt war: Auf die Frage, warum der Schritt in der neuen Saison jetzt so viel besser sei, antwortete sie, der sei im Winter mit der Pflegerin viel im Schritt im Gelände gewesen.

Warum hat diese Maßnahme fruchten können? Es ist anzunehmen, dass im Gelände vermehrt in Anlehnung und nicht in Beizäumung geritten wurde. Weiterhin ging das Pferd vermutlich von selber flott vorwärts. Höchstwahrscheinlich wurde sogar bergauf und bergab geritten, eventuell sogar auf unebenem Boden. Was aber bewirken diese Dinge im Pferd?

Viele unterschiedliche Untergründe im Gelände oder auch Wassertreten helfen, den Schritt wieder zu verbessern. (© T. Götz)

Viele unterschiedliche Untergründe im Gelände oder auch Wassertreten helfen, den Schritt wieder zu verbessern. (© T. Götz)

Sie tragen alle bei, ihm den korrekten Schritt schmackhaft zu machen, indem sie es anregen, sein Gleichgewicht selbst zu suchen und zu finden. Um dem Pferd zu helfen, sein falsches Muster loszulassen, geht man am besten Wege, die ihm einen klaren Viertakt-Schritt nahelegen: Verschiedene Untergründe, Steigungen und freies Vorwärts können dazu beitragen. Dazu gehört auch, dass die Hand – die in der Regel der Verursacher des Problems war – erst mal weg muss und man am langen Zügel ins Gelände geht.

Nicht bei allen Pferden funktioniert dies gleich gut, gleich schnell und ohne flankierende Maßnahmen. Was Sie (dann) an dressurmäßiger Arbeit im Gelände und in der Bahn einbauen können, um den Schritt zu verbessern folgt in einem der nächsten Beiträge.

* Vergessen Sie nicht, dass sowohl ein passartiger Schritt als auch (häufiger noch) Taktstörungen im Sinne von kurz-lang eine gesundheitliche Ursache haben können (und seien es nur Verspannungen).