Natural born Schmied

Neulich im Reiterstüberl: „Was machen Pferde eigentlich in der Natur, wo es keinen Barhufpfleger gibt?“ (Den Unterton der „Frage“ darf man sich herausfordernd-aggressiv vorstellen; andere würden ihn vielleicht auch zickig-inspiriert nennen.) Die Antwort ist ganz einfach …

Sie haben überlebt – Millionen von Jahren. Das erste Urpferd mit einem Huf, wie wir ihn auch heute kennen, existierte vor bereits 16 Millionen Jahren und zwar elf Millionen Jahre lang. Wie unsere heutigen Pferde auch, war es nicht nur an trockene und kühle Steppenbedingungen angepasst, sondern kam auch in wärmerem Klima prima zurecht. Und wirklich nirgendwo gab es damals und auch in den fünf Millionen Jahren danach einen Schmied.

Der erste Schmied war dann auch kein Schmied, sondern ein Trainer. Das schließt man aus mehren Fakten: Zum einen gab es in der Zeit, als wir anfingen, Pferde zu domestizieren und für uns zu nutzen, noch keine Eisen. Die kamen erst einige tausend Jahre später auf. Zudem gibt es Quellen aus dem Altertum, etwa aus Griechenland, die beschreiben, wie man einen guten Barhuf erhält. Darin ist aber nichts von Hufbearbeitung zu lesen. Stattdessen genaue Anweisungen zu Haltung und Training.

Das ist nur logisch, denn diese Menschen und ihre Ahnen haben ja schon jahrtausendelang gesehen, dass Pferde sich unglaublich schnell und elegant fortbewegen – und zwar ohne dass irgendjemand an ihren Hufen herumschraubt.

Diese ersten Pferdemenschen haben mit Sicherheit nicht erst als sie Pferde ritten oder fuhren natürliche Prozesse beobachtet; etwa dass Pferde aus trockenen Regionen andere Hufe entwickeln wie solche aus feuchten Gegenden oder dass Hufe zu Zeiten langanhaltender Niederschläge länger und weiter werden und sich wieder ablaufen, sobald eine Trockenperiode kommt.

Ein leistungsfähiger, gut ausbalancierter Barhuf macht wenig Arbeit. (© C. Götz)

Also zurück zur Frage, was wildlebende Pferde machen, die keinen Barhufpfleger haben: Man könnte sagen, die Natur ist ihre Barhufpflege. Bis auf wenige Ausnahmefälle und kurzfristige Umstellungsphasen sind Abrieb und Hufwachstum im Gleichgewicht. Das verwendete Werkzeug ist die Bewegung. Denn die Bewegung ist – über die von ihr geförderte Durchblutung – verantwortlich für das Wachstum und bestimmt auch den Grad des Abriebs.

Wie gut das funktionieren kann, erleben viele Reiter wieder, wenn der Huf in der Balance ist und Nutzung und Haltung zusammenpassen. Dann ist auch kaum mal etwas am Huf zu machen. So wenig, dass man es eigentlich auch schon selber erledigen kann …