Wissen Sie, was ein Zügelmatz ist? Ein Geschirr mit Leine, mit dem Kinder Pferdchen spielen können. Uns reichte dazu ein Springseil. Aber bei der Gelegenheit fielen mir die Momente wieder ein, in denen ich selbst davon profitiert habe, Pferdchen zu spielen. Sie werden überrascht sein, wie man sich den eigenen Körper zunutze machen kann, um den des Pferdes besser zu verstehen und leichter zu bewegen. Hier ein paar Vorschläge:

Pferdeverrückt, wie ich als kleines Mädchen war, lief ich komplette Reitstunden im Wohnzimmer nach – als zweibeiniges Pferd. Ich war sicher, dass „Germanys next Topmodel“-Zweite Serlina in ihrer Jugend dasselbe gemacht hat, nachdem ich sie im Schachbrett-Wettbewerb als Pferd gesehen habe. Die Beine wie ein Pferd zu bewegen machte sie zur besten dieser Aufgabe. Bei mir hat es sicherlich mitgeholfen, einen guten Sitz zu erlangen – geschmeidig, variabel, mit elastischer Mittelpositur. Warum?

Probieren Sie es aus: Wenn Sie auf den Zehen laufen und dabei im Fußgewölbe und Sprunggelenk bei jedem Schritt gegen den Boden federn, als ob dies die Fesseln wären, mobilisiert das ihre Hüfte. Dies wiederum ist die Grundvoraussetzung für einen Sitz im Pferd und nicht nur obendrauf. Denn nur so können Sie den Bewegungen des Pferdes folgen und sie aus dem Sitz heraus steuern.

Die Versuche, Pferdchen zu spielen, können einen reiterlich bei einer ganzen Menge Dinge weiterbringen …

1) Drehsitz schulen: Laufen Sie eine enge Volte von etwa einem Meter Durchmesser. Sie können auch mit zwei oder drei Metern anfangen und dann den „Zirkel verkleinern“. Fühlen Sie, was ihre Hüfte und Ihre Schultern machen. Machen Sie dies vor dem Reiten oder steigen Sie ab und machen die Übung, wenn das Reiten von gebogenen Linien nicht gut klappt. Beim Erlernen oder zum Verbessern von Seitengängen ist die Übung auch für fortgeschrittene Reiter interessant. Tipp: Den Kopf dabei stolz und tragen – als ob man eine Krone aufhätte oder die Reitkappe eine wäre!

2) Angaloppieren und Galopp verbessern: Springen Sie am Boden in den Galopp und spüren Sie, was Ihre Hüfte dabei macht. Galoppieren Sie selber rechts und links an und spüren Sie Ihre schlechtere Seite. Springen Sie Wechsel, variieren Sie die Galoppsprünge in der Länge und der Frequenz. Stellen Sie sich vor, sie wären ein Shetlandpony, ein Dressurpferd im versammelten Galopp oder ein Rennpferd beim Aufgalopp. Für fortgeschrittene Reiter ist die Übung förderlich, wenn es an Wechsel oder an Galopppirouetten geht. Tipp: Für letztere springen Sie selber kürzer – also wie ein Pony.

3) Rückwärtsrichten: Sie stehen mit beiden Beinen gleichmäßig schulterbreit. Konzentrieren Sie sich, darauf energisch rückwärts zu treten. Spüren Sie, wie Ihr Becken abkippt und Ihre Bauchmuskeln sich aktivieren und Ihre Lendenwirbelsäule sich rundet. Fortgeschrittene probieren aus, was ihr Körper machen muss, um aus dem Rückwärts in einen gleichmäßigen Stand zu kommen und wie es sich anfühlt, aus diesem Rückwärts in unterschiedlichen Gangarten wieder anzureiten. Tipp: Je mehr sich Ihre Beine wie die eines Pferdes bewegen (siehe oben), umso größer ist der Effekt.

Sie können sich bei jeder Lektion, die Ihnen oder dem Pferd Schwierigkeiten bereitet, auf den Boden begeben. Besonders anfangs ist es ideal, dies nicht in der Reitbahn zu machen, sondern härteren, ebenen Untergrund zu wählen. Im Sattel rufen Sie sich die betreffende Aktion einfach wieder ins Gedächtnis während Sie die jeweilige Hilfe geben oder Lektion reiten.

Auch wenn die Bewegungsabläufe natürlich anders sind, wenn wir auf unseren zwei Beinen ein Pferd nachahmen, kann uns das im Sattel helfen. Einiges funktioniert als inneres Bild, anderes, weil die Bewegungsabläufe sich tatsächlich ähnlich genug sind.

Extra-Tipp: Die Arme lässt man beim Pferdchen spielen entweder so entpannt wie möglich baumeln oder trägt sie wie korrekte Reiterfäuste. Wechseln zwischen beiden Möglichkeiten ab. Viel Spaß und viel Erfolg beim Ausprobieren.