Probleme mit dem Barhuf (1)

Vor rund einem Vierteljahrhundert begann – anfangs ganz langsam und vielfach skeptisch beäugt – ein Prozess: Immer mehr Pferdebesitzerinnen entschieden sich, ihre Pferde barhuf zu stellen. Der Auslöser dafür war häufig eine schwerwiegende Erkrankung – Hufrolle oder Sehnenprobleme …

Anfangs gab es fast nur Barhufer, die früher beschlagen waren. Erst nach und nach tauchten mehr Pferde auf, die niemals einen Beschlag getragen hatten. Etliche sind heute zwanzig Jahre oder älter – und die Hufe sowie der Bewegungsapparat generell sind bei vielen von ihnen keinerlei gesundheitliches Thema.

Dennoch findet man inzwischen auch häufiger Pferde, die zwar scheinbar barhufgesund sind, aber dennoch nicht ohne Hufschutz laufen können – teilweise nicht mal im Offenstall oder auf der Weide. Die Gründe dafür sind vielfältig und meist ist es auch nicht ein Grund allein, warum es nicht funktioniert. Die wichtigsten habe ich hier beschrieben.

Auf einen möchte ich nochmals näher eingehen, da er meiner Beobachtung nach inzwischen besonders häufig anzutreffen ist: schlechte Barhufperformance aufgrund von mangelndem Sohlengegendruck in modernen „pflegeleichten“ Offenställen mit flächig mit Sand verfüllten Paddock-Rastern oder Betonpflastern.

Wenig Sohlengegendruck ist auf überwiegend gepflasterten Offenställen geboten. (© C. Götz)

Was passiert, wenn Pferde rund um die Uhr auf solchen Böden gehalten werden – etwa im Winter ohne Koppelgang? Zuerst einmal wird der Barhuf sobald er punktuelleren Sohlengegendruck erfährt – etwa weil ein Stein auf der Straße liegt – dies deutlicher spüren als ein Barhufer der an Sohlengegendruck gewöhnt ist.

Dann wird ein Huf, bei dem die Sohle selten zum Mittragen kommt, sich verändern: Häufig lagert sich schnell Zerfallshorn auf der Sohle an, das die Pferde bereits drücken kann und das – kurz nachdem es beim Ausschneiden entfernt wurde – wiederum die nicht trainierte oder gequetschte Sohle empfindlicher werden lässt. Das sind dann die Pferde, die gefühlt immer fühlig gehen.

Ein zweites Problem, das in dieser Art von Ställen häufig ebenfalls die Hufe empfindlicher macht ist der Stress, dem die Pferde dort ausgesetzt sind: durch zu viele auf zu engem Raum und durch ständig wechselnde Herdenzusammensetzung. Stress aber kann zu Entzündungen führen, die sich wiederum schlecht auf die Hufe auswirken.

Mehr dazu im nächsten Beitrag.