Seine Meinung zu Eisen

„Der war so gottfroh, als die Eisen wieder unten waren!“ Ein Satz, der mir seit über einem Jahrzehnt im Gedächtnis ist. Er stammt von einer Bekannten. Das Pferd, auf das sich der Satz bezieht, ging lange Jahre erfolgreich bis S-Dressur. Barhuf. Für mich stellte sich durch diesen Satz damals die Frage: Haben Pferde eine Meinung zu Eisen?

Oder anders gefragt, wie fühlen sich Eisen für Pferde an? Für dieses Pferd anscheinend schrecklich: Er wurde schonend und vielseitig angeritten, ging viel im Gelände und wurde gesprungen. Erst im Alter von sieben Jahren gelangte der großrahmige Wallach zu seiner Dressurausbilderin, die ihn dann beschlagen ließ.

Woraufhin er mehr als schlecht lief, wie sie mir erzählte: Gebunden, weniger elastisch mit längeren Lösungsphasen. Nicht so schlimm, dass man den Schmied hätte verhaften können – der im Übrigen ja auch die anderen Pferde der Ausbilderin seit Jahen zur vollen Zufriedenheit beschlug – aber eben bei weitem nicht so gut wie vorher. Nach ein paar Beschlagsperioden entschied sie sich, ihn wieder barhuf zu lassen und er bekam die frühere Bewegungsqualität wieder. Als ich ihn kennenlernte war er 20 und immer noch sehr schön zu reiten – immer noch barhuf.

Wie empfinden Pferde den Beschlag? Eine Frage, die man sich als Besitzer durchaus stellen sollte. (© Günter Havlena, Pixelio)

Jetzt hört und liest man ja sonst eher von Pferden, die angeblich so wahnsinnig froh sind, wenn endlich Eisen drauf sind. Und wie meine Geschichte oben handeln diese Berichte zumeist auch von Pferden, die Eisen kennen. In den meisten Fällen waren sie frühzeitig oder lange beschlagen und oft wurden auch nach der Abnahme der Eisen Fehler gemacht oder wichtige Aspekte nicht beachtet. Kurz: Sie gingen barhuf fühlig bis lahm. Klar, dass diese Pferde sich dann wieder besser bewegten, wenn erneut Eisen aufgenagelt wurden.

Natürlich gibt es auch Pferde, die schlagartig besser laufen, wenn sie das erste Mal Eisen bekommen. Hier spielen vor allem zwei Faktoren eine Rolle: Wenn beispielsweise Junghengste für die Körungen erstmalig beschlagen werden, nimmt man gerne recht schwere Eisen. Durch die Fliehkraft wirken dann auch die Gänge eine Nummer größer als sie eigentlich sind. Ein Effekt, der sich übrigens schnell wieder gibt. Aber das Prinzip funktioniert natürlich anfangs auch mit nicht ganz so schweren Eisen bei anderen Pferden.

Zudem gewinnt man oft den Eindruck, das erstmals beschlagene Pferd laufe mit Eisen besser, wenn man keine Rücksicht auf den im Wachstum befindlichen Bewegungsapparat genommen hat. Wenn der Barhuf keine Chance bekommt, sich an die steigende Belastung anzupassen, dann läuft das Pferd mit Eisen nur deshalb besser, weil es die dünne Sohle und die noch mangelhaft ausgebildeten inneren Strukturen nicht mehr spürt. Der Huf ist immer noch so schlecht wie vorher, mit allen negativen Folgen, die das später nach sich ziehen kann.