Stress-Ringe

Sie werden zumeist Futterringe oder Futterrillen genannt. Fast jedes Pferd hatte sie schon mal. Sie können ein Signal sein, dass bei dem jeweiligen Pferd etwas gravierend nicht stimmt oder einfach nur anzeigen, dass sich etwas geändert hat – die Haltung, die Fütterung, die Hufbearbeitung oder ein einzelnes Ereignis wie eine Vergiftung.

Es ist ein bisschen gemein, dass man die Ringe, Rillen oder Falten fast immer erst zu sehen bekommt, wenn das eigentliche Ereignis schon vorbei ist. Bei längerem Fell – etwa bei Ponys oder im Winter – sieht man sie sogar noch später.

Eine schlechte Hufsituation mit untergeschobenen Trachten und Trachtenzwang in Kombination mit zu langen Beschlagsintervallen sind hier die Hauptursachen für die Rillen. (© C. Götz)

Doch egal wann man sie entdeckt – es macht Sinn, sie soweit als möglich zuzuordnen. Dafür muss man wissen, welche Auslöser es dafür gibt.

Stoffwechselbedingte Auslöser wie …

  • Futterwechsel: Ein Mehr an Weide oder ein abruptes Anweiden, ein anderes Kraftfutter, der Wechsel von Heu zu Heulage können Ursachen sein.
  • Medikamente: Eine Erkrankung, bei der Medikamente gegeben werden müssen kann die Rillen genauso verursachen wie eine Wurmkur, die überfällig oder überdosiert war.
  • Stress: in der Herde (Cortisolspiegel), etwa nach einem Stallwechsel, oder durch schmerzbedingte Stresszustände, die (eventuell sogar) den Stoffwechsel verändern (Magengeschwüre, Kotwasser)

Mechanisch bedingte Rillen wie …

  • Stauchungsringe durch unsachgemäßen Beschlag
  • Überlastung instabiler Hufwände durch einen Wechsel der Stellung, zu große Ausschneideintervalle oder körperliche Überforderung sowie die Kombination verschiedener Faktoren.

Rillen als Begleiterscheinung von Erkrankungen wie …

  • Lahmheiten
  • Huflederhautentzündung
  • Hufabszess
  • Strahlfäule
  • Saumbandentzündung
  • Rehe

Die Ringe an diesem Huf können einer acht Monate zurückliegenden Rauchvergiftung und den folgenden, gut dreimonatigen Bemühungen, den Husten zu kurieren zugeordnet werden. (© C. Götz)

Stressringe verlaufen parallel zum Kronsaum. Je nach Ursache wirken sie eher wie Erhebungen oder wie Vertiefungen. Ringe an allen vier Hufen sind meistens Zeichen für ein stoffwechselbedingtes Geschehen, wobei die Ringe an den Vorderhufen meist deutlicher zu sehen sind. Das unterstützt die Theorie des amerikanischen Schmieds Jaime Jackson, der vermutet, dass die Hufe unserer Hauspferde aufgrund geschwächter Hufwände zu den Rillen neigen, wohingegen sie bei wild lebenden Pferden nicht auftreten. Denn auf der Vorhand lastet mehr Gewicht. Ringe an nur einem Huf treten häufig bei Huferkrankungen wie Abszessen oder Strahlfäule an dem betreffenden Huf oder dem Huf auf, der die Kompensation übernimmt.

Ignorieren Sie die Rillen nicht, sondern überlegen Sie, wie sie sich zuordnen lassen. Nicht immer ist es nötig zu handeln, aber sehr häufig ist es dringend anzuraten, um Schlimmeres zu verhindern.

Konnte ich Ihnen helfen? Sie können mich gerne über PayPal (paypal.me/pferdekosmos) mit einer Spende unterstützen. Dankeschön!