Gebogen durchs Eck

Das Runde muss ins Eckige, sagen Fußballer. Zeit, dass sich solch ein Spruch auch beim Reiten etabliert, finde ich. Dann würde die Bedeutung der Ecken für die Ausbildung des Pferdes vielleicht wieder mehr in den Fokus rücken. Als Vorschlag* hätte ich, neben der Überschrift, „Rund in die Ecke“.

Wie korrekt gerittene Ecken aussehen, wieso sie wichtig aber auch schwierig sind, habe ich bereits im ersten Artikel geschrieben. Nun noch ein paar Tipps zum Üben:

  1. Am Anfang jeder Reiteinheit muss man noch nicht so tief in die Ecke reiten, wie wenn das Pferd warm und losgelassen ist.
  2. Erst im Schritt, dann in höheren Gangarten die Ecke weiter ausreiten.
  3. Gute Vorbereitung ist das A und O: Man kann sich vorstellen, man reitet ein blindes Pferd. Oder man legt in oder vor der Ecke eine entsprechende Volte an und reitet dann erst durch die Ecke.
  4. Reiten Sie die Ecken auch an anderer Stelle: Wenden Sie von der kurzen Seite auf den zweiten oder dritten Hufschlag oder die Viertellinie ab, reiten Sie halbe Bahn oder Quadratvolten (z. B. um Ständer oder Pylonen).
  5. Jungen Pferden hilft ein seitwärtsweisender Impuls am inneren Zügel. (Und zwar wirklich nur ein Impuls: Sie müssen rechtzeitig wieder loslassen.)

Der Viertelkreisbogen der jeweiligen Ecke ist Teil einer entsprechend großen Volte. Es kann hilfreich sein, diese vor dem Durchreiten der Ecke dort oder bereits vorher anzulegen. (© C. Götz)

Die typischen Probleme beheben Sie folgendermaßen:

  • Pferden, die in der Ecke auf die innere Schulter fallen, kann man oft mit einer Aufwärtsparade am inneren Zügel helfen, im Gleichgewicht zu bleiben.
  • Verwirft sich das Pferd und schafft man es nicht, weniger mit den Händen einzuwirken, kann man auch einhändig (z. B. nach einem einhändig gerittenen Zirkel oder vorbereitenden Volten) durch die Ecke und sich das Sitzgefühl merken. Auch Sitzschulungen, bei dem die Longenführerin** das Pferd in die Ecke dirigiert und man selber aus dem Sitz mitfühlen kann, eignen sich.
  • Entzieht ein Pferd sich vor der Ecke, hilft es zumeist, die Hilfengebung zu minimieren, das Pferd wie ein junges Pferd zu behandeln und/oder die Ecken an anderer Stelle (siehe oben Tipp 4) zu reiten. Auch die Übungen Aus der Ecke und In die Ecke kehrt können hier nützlich sein.
  • Entzieht sich das Pferd in der Ecke den Hilfen, kann ein vorbereitendes Schulterheraus, bzw. leichte Außenstellung helfen. Hier habe ich bereits erklärt, warum.

Zur Erinnerung noch einmal kurz zusammengefasst, was den oben angesprochenen Wert der Ecken ausmacht: Sie sind auf jedem reiterlichen Niveau sowohl eine Herausforderung, die einen weiterbringt, als auch ein Prüfstein: Vom Anfänger bis zum weit fortgeschrittenen Reiter hat man in jeder Ecke die Chance, seinen Sitz, seine Hilfengebung und sein Gefühl weiter zu verbessern und damit auch das Pferd feiner, stärker und geschmeidiger zu machen.

Und nun: Ab mit Ihnen in die Ecke!

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* Wer selber einen Vorschlag hat, darf ihn mir gerne schicken, ich werde darüber berichten.

** Gendern? Darum!