Turnen auf dem Pferd zum Ausprobieren und zum Erweitern des reiterlichen Horizonts? Da werden jetzt viele den Kopf schütteln. Aber mein Gedanke ist: Durch das Sitzen auf einem ungesattelten Pferd und einfache Voltigierübungen lässt sich das Körpergefühl massiv verbessern und können tolle Impulse für den Sitz gewonnen werden.
Ich weiß ja durch mein Alter, meine eigenen körperlichen Baustellen und natürlich durch meine Sitzschulungskurse, wie essentiell wichtig es ist, im Sattel geschmeidig zu sein, zu bleiben oder zu werden. Wer als Kind, Jugendlicher oder Erwachsener Einblicke ins Voltigieren erhält, wird das sicher nicht mehr vergessen.
Grundsätzlich ist das Voltigieren ein toller Einstieg für pferdebegeisterte Kinder, denn das Erlebnis Pferd wird ergänzt durch das Zusammensein in der Gruppe, den Spaß und die Freude an der Bewegung. Die Pferde sind dabei keine Turngeräte, sondern wichtige Partner – auch das wird beim Voltigieren schnell klar.
Als Kind hat es mich begeistert, wenn ich eine Übung geschafft habe, von der ich mir das anfangs nicht vorstellen konnte. Und so wäre es heute noch. Ich kann ein erfahrenes Voltigierpferd nur empfehlen, wenn es beispielsweise darum geht, das Gefühl für die richtige Bewegung im Galopp zu erfühlen – eine Gangart, mit der viele Reiterinnen* Schwierigkeiten haben.
Früher war es ganz selbstverständlich, dass Kinder übers Voltigieren den Einstieg in den Reitsport fanden. Nicht nur der Umgang mit dem Pferd wurde so spielerisch geschult, sondern auch Geschmeidigkeit, Kraft und Balance in allen Gangarten. Ähnlich wie bei Sitzschulungen an der Longe bieten Voltigierübungen eine Erweiterung des Bewegungsspielraumes auf dem Pferd und ermöglichen so eine Verbesserung des Sitzes und des Reitergefühls.
Wer als Erwachsene einen Verein sucht, der das Voltigieren für sie anbietet, wird sich allerdings schwer tun. Was nicht heißt, dass es unmöglich ist. Aber wer sich auf die Suche macht, kann sicher fündig werden, auch wenn er vielleicht erst einmal Überzeugungsarbeit leisten muss.
Die Voltigierstunde muss dann ja nicht als Gruppenstunde stattfinden, sondern kann für interessierte Erwachsene auch Einzelunterricht mit Vorübungen am Holzpferd beinhalten. Vielleicht auch eine Anregung für Reitschulen, diesen Bereich auszubauen.
Nach meinem Artikel über Seniorinnen im Sattel bin ich ja fest davon überzeugt, dass es einen Markt für erwachsene Reitanfänger gibt – warum also nicht auch für Späteinsteiger- und Tellerrand-Voltigierer. Hier ein Bericht von einem Pilottraining für Erwachsenen-Voltigieren.
* Gendern? Darum!