Tricksen beim Reiten

„Hör auf zu tricksen!“ Der Satz einer meiner Ausbilderinnen hallt mir nach fast 30 Jahren noch in den Ohren. Ich musste allerdings erst einmal nachfragen, was sie überhaupt meint. Ich werde gleich noch verraten, worum es ging, aber zuerst die Frage an Sie: „Wo tricksen Sie beim Reiten?“ Falls Sie ebenfalls spontan nichts mit der Frage anfangen können, …

… hier kurz die Erklärung, was ich damit meine (und auch meine Ausbilderin): Es geht darum, etwas im Sattel zu machen, was nicht korrekt ist, was aber ein (vermeintlich) perfektes Bild liefern soll. Man mogelt sich durch. Es geht nicht darum, einem Pferd zu helfen, eine bestimmte Aufgabenstellung zu verstehen oder ausführen zu können.

Nicht wie ein Hütchenspieler, der seine Opfer bewusst täuscht, sondern als Fehler der Hilfengebung entwickeln sich Tricks beim Reiten. (© C. Götz)

Konkret hatte ich den Klassiker aller Handfehler gemacht, den ich mir (wie so viele andere) angewöhnt hatte, als ich die diagonale Hilfengebung und den Drehsitz noch nicht verinnerlicht hatte: Die Rede ist von der nach außen über den Mähnenkamm geführten inneren Hand. Besonders beliebt in Wendungen, Ecken oder auf gebogenen Linien. Denn man meint fälschlicherweise, sich auf diese Art helfen zu können, wenn man das Pferd (noch) nicht sicher am äußeren Zügel und inneren Schenkel hat.

Das, obwohl in Klammern stehende, durchaus sehr wichtige „Noch“ bezieht sich dabei sowohl auf die Ausbildung der Reiterinnen* und die Ausbildung des Pferdes als auch auf jede einzelne Reiteinheit.

Man sieht diesen Fehler in allen Disziplinen – der Dressur, dem Springen, bei Freizeitreitern im Gelände und sogar bei der Arbeit an der Hand. Manchmal ist er nur minimal sichtbar, in anderen Fällen hat sich das Pferd seit Jahren darauf eingestellt und seine Abwehrmechanismen (etwa Verwerfen oder Zügellahmheit) sowie entsprechende Blockierungen entwickelt. Manchmal passiert er einem auf einem neuen Pferd oder mit ungewohnter Ausrüstung oder wenn man Stress bekommt und in alte Muster verfällt.

Doch was macht man, um korrektes Reiten zu lernen, wenn sich der Fehler bei einem verfestigt hat oder man merkt, dass man immer mal wieder die innere Hand nach außen über den Mähnenkamm führt? Achtung: Nachfassen am inneren Zügel ist nicht die Lösung!

Kurz vorweg: Auch den feinfühligsten und technisch versiertesten unter uns passiert es, dass ein Pferd nicht korrekt am äußeren Zügel/inneren Schenkel läuft. Wie man es abstellt, erkläre ich im nächsten Beitrag.