Vergessene Heilpflanze

Wie kann es passieren, dass eine Pflanze, die im Englischen so eindrucksvolle Namen wie Selfheal und Heal-all hat, derart in Vergessenheit gerät. Einzig in Asien ist Prunella vulgaris, so ihr lateinischer Name, nach wie vor als Heilpflanze mächtig im Einsatz. Doch das westliche Schattendasein der Kleinen Braunelle könnte sich bald ändern.

Studien aus Asien und anderen Ländern belegen seit Jahren ihre Wirkkraft, beispielsweise bei einigen Herpes-Formen. Spannenderweise gibt es sogar einige Untersuchungen aus der Veterinärheilkunde, die nahelegen, dass die Wirkstoffe der Braunelle helfen könnten, den Einsatz von Antibiotika zu verringern. Besonders interessant ist eine Studie die zeigte, dass die Braunelle eine Eindämmung der Viren-Vermehrung bei der Equinen Infektiösen Anämie bei Pferden bewirkt.

Die Kleine Braunelle kann man praktisch nicht verwechseln. Die großblütige Schwester hat wesentlich größere Blüten und wächst auf trockenen Böden, während die Kleine Braunelle Feuchtigkeit braucht. (© Ivar Leidus, Wikipedia)

Sie haben die oft nur fünf, in Ausnahmefällen bis 30 Zentimeter hohe Pflanze garantiert schon gesehen. Sie wächst fast überall bei uns und ist nahezu weltweit verbreitet. Die immergrüne Kleine Braunelle ist so unscheinbar, dass sie oft nur zur Blütezeit auffällt. Durch das hübsche Lila und Purpur ihrer kleinen Blüten bemerkt man sie eher. Die Blütezeit reicht von Juni bis Oktober.

Die Kleine Braunelle enthält Gerbstoffe, Terpene und Flavonoide. Sie wirkt – als Tee innerlich, als Aufguss und Tinktur äußerlich, stark antibakteriell, antiviral, antiseptisch und entzündungshemmend. Dadurch kann sie tatsächlich verschiedenste Beschwerden lindern und heilen. Traditionell wird Sie beim Menschen bei Halsschmerzen oder Bluthochdruck eingesetzt sowie zur Wundheilung. Früher galt sie als wichtige Heilpflanze gegen Diphtherie. In Asien wird sie verstärkt bei Leberbeschwerden verwendet.

Die Braunelle ist derzeit noch wenig im Einsatz. Deshalb finden sich kaum Produkte im Handel. Tee in Arzneimittelqualität ist aber erhältlich, auch Tinktur und Salben. Es lohnt sich aber durchaus, die Pflanze zu suchen und zu pflücken. Denn man kann sie selber trocknen und auch eine Tinktur* lässt sich leicht an- und vielfältig einsetzen.

Bei Pferden können Tee, Tinktur und Salbe der Braunelle ebenfalls bei vielen Erkrankungen Anwendung finden. Mehr über die Heilpflanze, die in manchen Regionen auch Gottheil oder Immergsund genannt wird, im nächsten Beitrag.

* Für die Tinktur blühende Braunelle mit Blütenstand und dem oberen Blattpaar pflücken (so kann sie nachtreiben). In ein verschließbares Glas geben und mit Wodka oder Korn (39% oder mehr) übergießen. Sechs Wochen dunkel und nicht zu kühl ziehen lassen, danach durch einen Kaffeefilter oder ein Geschirrtuch gießen und in Braunglas abfüllen.