Vor Jahren habe ich einen Bericht über die Entwicklung von Vibrationsplattformen zur Lockerung und zur Reha von Pferden gelesen. Darin war als Initialzündung die Beobachtung beschrieben, dass nach Transporten im klapprigsten Hänger die Pferde am lockersten und entspanntesten am Zielort ankamen. Das fiel mir wieder ein, als ich von dieser neuen Studie las.
Dass selbst für erfahrene Pferde das Hängerfahren mit einem gewissen Stress verbunden ist, darüber gibt es Untersuchungen. Wie anstrengend der Transport aber körperlich ist, das zeigt eine aktuelle Studie aus Neuseeland.
Die Forscherinnen* versahen einen Zweier-Pferdetransporter mit Messeinheiten, die zeigten, wie stark sich die Pferde sowohl in der Horizontalen als auch in der Vertikalen ausbalancieren mussten.
Bei einer knapp einstündigen Fahrt im Stadt- und Überlandverkehr über 56 Kilometer kamen für das eine Pferd vertikale 69,55 Meter sowie horizontale 227,1 Meter zusammen, die es auszubalancieren hatte, und für das andere Pferd waren es vertikale 97,56 Meter sowie horizontale 243,0 Meter.
Leider sind die Unterschiede der beiden Pferde in der Zusammenfassung nicht beschrieben. Ich könnte mir vorstellen, dass sie unterschiedlich groß, unterschiedlich gut trainiert und/oder unterschiedlich erfahren im Hängerfahren sind.
Das Ausbalancieren der horizontalen und vertikalen Kräfte die im Hänger auf ein Pferd einwirken braucht Energie. (© C. Götz)
Und ich hätte gerne eine Wiederholung des Experiments: Alles wie gehabt, nur dass bitte die Pferde dieses Mal die Seiten tauschen.
Auf alle Fälle ein sehr spannendes Thema, wie ich finde. Es zeigt, dass sich vorausschauendes Fahren lohnt, um die Pferde so zu transportieren, dass sie danach eine gute Leistung erbringen können – falls es zum Training oder aufs Turnier geht.
Übrigens: Das Rütteln beim Transport wurde auch schon viele, viele Male – zum Teil völlig unbeabsichtigt, zum Teil bewusst – erfolgreich eingesetzt, wenn ein Pferd mit Kolik am heimischen Stall ein- und in der Klinik ohne Kolik aus dem Hänger ausstieg. Denn leichte Verlagerungen oder Verschlingungen können sich dadurch lösen.
Mehr zum Verladen und Fahren lesen Sie in meiner Serie zu diesem Thema und über das Stichwort Verladen hier auf dem Blog oder in meinem Buch Pferdegerecht verladen und fahren:
* Ich habe mich aus diesem Grund fürs Gendern entschieden.