Zu eng, zu wenig Luft

Wie viel machen 15 Grad im Genickwinkel bei Pferden vor und hinter der Senkrechte wirklich aus? Die Folgen für das Atmungssystem während des Reitens und das Verhalten von hochklassigen Dressur- und Springpferden hat man kürzlich an der Uni Lissabon untersucht. Dazu wurde zwar bereits früher geforscht, aber …

… vor allem in Bezug auf das Wohlbefinden – mit dem Ergebnis, die Pferde mit der Nasenlinie keinesfalls hinter der Senkrechte zu reiten.

Die aktuelle Studie prüfte je zwanzig hochkarätige Dressur- und Springpferde im Abstand von drei Wochen in je zwei 40-Minuten-langen Einheiten. Die erste wurde mit einem Winkel von 85° zum Boden und die zweite mit einem Winkel von 100° zum Boden geritten. Die 85 Grad entsprechen einer Nasenlinie vor der Senkrechten, bei 100 Grad liegt sie dahinter (siehe Bild).

Der Winkel zwischen dem Boden und der Linie von der Stirn zum Maul mit der Nase vor der Senkrechten (= 85 Grad) und hinter der Senkrechten (= 100 Grad) geritten wurde. ©

Das Konfliktverhalten der Pferde wurde ebenso beobachtet wie die Anzeichen eines Kollapses der oberen Atemwege, die endoskopisch untersucht wurden. Weitere Parameter waren etwa der arterieller Blutsauerstoff und das Laktat, der Pleuradruck und Rachendurchmesser sowie Herz- und Atemfrequenz.

Bei Dressur- und Springpferden wurden bei 100° sowohl Konfliktverhalten als auch Anomalien der oberen Atemwege häufiger beobachtet, der intrathorakale Druck war höher und der Rachendurchmesser geringer. Bei 85° waren Zeichen der Entspannung häufiger.

Die befundeten Unterschiede unterstützen laut der Forscherinnen die Annahme „dass ein Engerwerden der Kopfhaltung um nur 15° negative Auswirkungen auf das Atmungssystem und das Verhalten eines Pferdes und damit auf sein Wohlbefinden haben kann“.