Zügelkunde (4)

Im zweiten Beitrag dieser Serie hatte ich es bereits angedeutet: Ich bin selber lange mit nicht wirklich für mich passenden Zügeln geritten. Inzwischen habe ich seit über einem Jahrzehnt meine ganz persönlichen Lieblingszügel gefunden und auch noch ein paar Tipps dazu …

Ich steh auf Leder – genauer: recht dünne, billige Lederzügel. Ich habe welche von verschiedenen Anbietern und sie sind alle für mich mehr als okay. Der eine ist minimal stärker als der andere, beim nächsten ist das Leder auf der Unterseite etwas rauer, beim anderen glatter. Insgesamt aber liegen alle gut in meinen Händen.

Ich reite damit alles – Dressur in der Bahn, Springen im Parcours oder über Geländehindernisse – mache Handarbeit und reite viel aus (und führe dann oft einhändig). Außerdem mache ich ab und an gerne mal Langzügelarbeit.

Zwei aneinander geschnallte Lederzügel werden bei diesem Kleinpferd problemlos zum Langzügel. (© C. Götz)

Obwohl ich recht große Hände mit langen Fingern habe, fühlte ich mich rückblickend mit Gurtzügel in der Standardbreite von knapp zwei Zentimetern nicht so wohl wie jetzt mit den Lederzügeln. Gemerkt habe ich dies allerdings erst, nachdem ich einer Empfehlung gefolgt war und auf Lederzügel umgestiegen bin.

Und wenn ich heute auf ein Pferd steige, das mit Gurtzügeln gezäumt ist, finde ich es nicht nur extrem ungewohnt, sondern auch regelrecht unbequem.

Immer wieder hört oder liest man, feine Zügel und grobes Reiten passen nicht zusammen. Ich weiß nicht, ob es tatsächlich so ist, dass man die dünneren Zügel stärker spürt, wenn man mit sehr viel Zug auf der Hand reitet. Es könnte auch sein, dass man den Zug besser „erträgt“ weil man die Hände besser schließen kann. Ich weiß aber, dass hier nicht die Zügel das Problem sind, sondern das Reiten.

Und ich weiß auch, dass ein flexibler, weicher Lederzügel, der gut in meine Hand passt, es mir sehr einfach macht, aus einer lockeren und dennoch geschlossenen Zügelfaust feine Schwämmchen-Paraden zu geben, wenn ich mit Anlehnung reiten möchte. Er lässt ich schnell und variabel nachfassen und als langer oder hingegebener Zügel ist er trotzdem da und über sein Eigengewicht für das Pferd zu spüren.

Was Lederzügel für mich noch sympathischer macht: Ich kann problemlos ohne Handschuhe reiten – so habe ich das meiste Gefühl in den Händen. Und ich habe mit ihnen genug Grip, auch wenn der Zügel einmal nass wird und das Pferd einmal heftiger reagiert, etwa wenn es erschrickt.

Wenn ich bei großen Minustemperaturen dann doch mal Handschuhe trage, kann ich verschiedenste Materialien mit den Lederzügeln kombinieren – Fleece, Leder oder Kunstleder –, und habe sie immer noch gut in der Hand.

Kurz: Mir kommt nichts anderes mehr in den Stall. Und: Es lohnt sich, für sich selbst den optimalen Zügel zu finden. Meine Zügelkunde-Serie hilft Ihnen dabei …