Spieglein, Spieglein …

Es ist ja wirklich hinterhältig, fies und gemein, dass man alles, aber auch wirklich alles lernen muss. Auch die sinnvolle und nutzbringende Nutzung des Reithallenspiegels. Ja, ich meine das ernst!

Egal ob am Rand der kurzen Seite oder in der Mitte der langen – Spiegel sind in vielen Hallen zu finden. Leider werden sie häufig nicht so ausgiebig genutzt*, wie es förderlich wäre. Der richtige Blick in den Spiegel kann einen reiterlich weiterbringen. Der falsche Blick in den Spiegel hingegen wirft einen zurück: Denn er wirkt sich negativ auf den Sitz aus. Wann immer man den Kopf drehen muss, verändert man bereits etwas am Sitz. Das kann ausreichen, um auch das Bild bereits zu verändern.

Hallenspiegel sind ein tolles Mittel, sich selber zu verbessern. (© C. Götz)

Hallenspiegel sind ein tolles Mittel, sich selber zu verbessern. (© C. Götz)

Also muss man Spiegel so nutzen, dass man die Position des Kopfes möglichst beibehält. Wer beispielsweise auf den Spiegel in der Mitte der langen Seite von der gegenüberliegenden Bahnseite aus abwendet (also halbe Bahn reitet), lernt nicht nur, eine Ecke mit dem Blick einzuleiten sondern hat gleichzeitig die Kontrolle, wie korrekt man selbst und das Pferd die Ecke durchreiten.

Ein Mittelzirkel, der entsprechend (versetzt oder auf dem zweiten oder dritten Hufschlag) vor diesem Spiegel angelegt ist, zeigt einem ebenfalls viel, ohne dass man die Blickrichtung ändern muss. So kann man beispielsweise wunderbar die Haltung von Genick und Stirnlinie kontrollieren, bis man sie spüren lernt.

Mit einem Spiegel an der kurzen Seite kann man die Geraderichtung des Pferdes überprüfen und ob man selber gerade sitzt. Man sieht gut, ob das Pferd korrekt gestellt ist oder ob es sich verwirft. Auch Schulter- und Kruppeherein lassen sich schön kontrollieren. Zudem erinnern besonders diese Spiegel einen daran, den Kopf zu tragen anstatt dem Pferd aufs Genick zu starren.

Ideal ist es, wenn man sich für den Blick in den Spiegel – vor allem, wenn man den Kopf doch leicht wenden muss oder aus den Augenwinkeln schaut – rechtzeitig auf einen bestimmten Aspekt konzentriert: Die Hufe (beziehungsweise nur einen davon) wenn man die Geraderichtung oder Abstellung kontrolliert, die Unterschenkel oder die Hände, wenn man gerade am eigenen Sitz arbeitet, die Hinterhand des Pferdes oder seine Stirnlinie. So erfasst man schnell das worum es gerade geht.

Damit man erkennt, was falsch, okay und besonders gut ist, ist es ratsam, das Bild mit einem Trainer abzugleichen bevor man selber übt. So kann man sicher sein, dass man das was man sieht auch tatsächlich richtig einschätzt.

Je kreativer man den Spiegel für sein Training nutzt, umso mehr profitiert man: Also weg vom Hufschlag und Lektionen auch mal an andere Orte verlegen, damit man einen möglichst guten Blick erwischt. Das kann die Volte auf der Mittel- oder Viertellinie sein oder eine Diagonale die erst kurz vor der Hallenmitte beginnt – abhängig davon wo man bei der Größe seines Pferdes gerade den besten Blick hat.

Zur Sicherheit: auf Mitreiter achten. Und nicht vergessen: lächeln, denn es entspannt und die positive Stimmnung, die sich automatisch einstellt, bekommt auch das Pferd mit.

* In vielen Hallen hängen Spiegel, denen man ansieht, dass sie nicht benutzt werden. Weil sie, so schmutzig wie sie sind, gar nicht genutzt werden können.