Der Wandersattel

Aufmerksame Leserinnen* der Überschrift haben bemerkt, dass nicht WanderREITsattel geschrieben steht, und wundern sich vielleicht: Gemeint ist ein Sattel, der auf dem Pferderücken nach vorne oder nach hinten wandert. Das passiert häufiger als man meint und kann sogar bei ansonsten gut angepassten Sätteln auftreten. Eine wichtige Rolle …

… spielt dabei der Verlauf der Gurtung. Denn wie und womit man gurtet beeinflusst die Lage des Sattels entscheidend mit.

Normalerweise werden die erste und die letzte Strupfe gegurtet. Es geht aber auch anders (© C. Götz)

Um festzustellen, ob die Gurtung einen wandernden Sattel möglich macht oder verschlimmert, betrachtet man die Lage, beziehungsweise den Verlauf der Gurtstrupfen: Schon wenn der Sattel ungegurtet auf dem Pferd liegt, sollten die Strupfen (bei Sätteln für Langgurte) bzw. die vordere Strupfe (bei Kurzgurtung) senkrecht nach unten zeigen. Dies muss auch dann noch der Fall sein, wenn der Gurt fertig verschnallt ist.

Häufig verläuft die vordere Strupfe nach vorne Richtung Schulter/Ellenbogen des Pferdes. Im ungegurteten Zustand ist dies häufig ein Zeichen dafür, dass der Sattel nicht im Gleichgewicht liegt, sein Schwerpunkt also zu weit hinten auf dem Pferd zu liegen kommt.

Zieht es die Strupfe erst nach vorne, wenn der Sattel angegurtet wurde, wird der Sattel vom Gurt auf die Schulter gezogen. Dies kann – je nach sonstiger Passform des Sattels – offensichtliche oder weniger offensichtliche Probleme nach sich ziehen. Gut ist es nie.

Passt der Sattel grundsätzlich, so hat man unterschiedliche Möglichkeiten der Sache entgegenzuwirken: Ein Gurt, der sich dem Pferd besser anpasst, kann helfen, wenn die Anatomie der Gurtlage oder der Bauch des Pferdes (bis es abgespeckt hat) das Problem verursachen. In Frage kommen Schnurengurte oder anatomisch geformte Gurte.

Bei Langgurten hat man die Möglichkeit, entweder die vorderen oder die hinteren beiden Strupfen zu nutzen. Bei einem Sattel, der wandert, lohnt sich ein Versuch, die beiden vorderen, bzw. die beiden hinteren Strippen zu gurten. Normalerweise hilft beim Vorrutschen ein Gurten der beiden vorderen Strupfen – Ausnahmen kommen aber durchaus vor.

Bei Kurzgurt-Sätteln kann eine zu weit vorne liegende Vorgurtstrupfe den Sattel zurückrutschen lassen. Dann sollte die Strupfe geändert, bzw. angepasst werden. Ein Sattel kann aber auch nach hinten rutschen weil die Kammerweite und/oder die Wirbelsäulenfreiheit nicht zum Pferd passen.

Über Kreuz gurten: Einen Versuch ist es wert, ob ein grundsätzlich passender Sattel damit nicht mehr rutscht, egal ob bei Lang- oder Kurzgurtung. Wobei es bei letzterer – abhängig ob Y-, V- oder Parallelgurtung – nicht immer funktioniert, mit der vorderen Strupfe in der hinteren Sattelgurtschnalle zu gurten und umgekehrt.

Eine Serie über Gurtzwang auf meinem Blog, wie er aus wissenschaftlicher Sicht beurteilt wird und wie man damit umgeht, beginnt hier. Weitere spannende Infos über Sattelgurte finden Sie in diesem Artikel.

Das war nützlich für Sie. Dann unterstützen Sie mich über PayPal (paypal.me/pferdekosmos) mit einer Spende. Danke!