Ich frage mich oft, warum Pferdebesitzer es nicht als schlimm empfinden, wenn Ihre Pferde zu dick sind. Dabei ist Übergewicht bei ihnen ebenso schädlich wie beim Menschen – nur eben auf etwas andere Art.

Viele Pferdebesitzer kennen Sie Gefahren von Stoffwechselentgleisungen wie EMS oder Hufrehe, die mit Übergewicht ursächlich in Verbindung gebracht werden. Nicht jedes dicke Pferd ist davon betroffen und zudem dauert es oft Jahre, bis sich die entsprechenden Krankheitsbilder einstellen. Doch das Unglück des zu dicken Pferdes fängt viel früher an und hat noch andere negative Folgen:

Sogar auf Turnieren sieht man immer häufiger Pferde, die nicht mehr Idealgewicht haben oder sogar viel zu dick sind. (© Dieter Schütz, pixelio.de)

Dass viele Pferde dauerhaft 50, 70 oder mehr Kilo Körpergewicht mit sich herumtragen, als ideal für Sie wäre, machen sich die wenigsten Pferdebesitzer bewusst. Dass zu dem Übergewicht in Form von Fett anschließend noch 60, 80 oder noch mehr Kilo im Sattel dazukommen wird ebenfalls zumeist ausgeklammert. Das Reitergewicht trägt das Pferd zumeist eine Stunde täglich, das Übergewicht jede Sekunde des Tages. Wie beim Menschen auch, belastet Übergewicht den Bewegungsapparat. Es betrifft Muskeln, Sehnen, Bänder und schlussendlich Knorpel und Knochen – und das an unterschiedlichen Stellen des Körpers auf unterschiedliche Art. Beim Pferd sind das häufig die Schwachstellen, die auch unter dem Reiter leiden: die Vorhand und die Lendenwirbelsäule.

Ein Pferd trägt rund 60 Prozent seines Gewichtes auf der Vorhand. Da sich Fett beim Pferd auch im Bereich des Halses und der Schulterpartie ansetzt, wird bei Übergewicht die Belastung hier ebenfalls erhöht. Diese verstärkt sich noch, weil ein übergewichtiger Rumpf schwerer in der Aufhängung zwischen den Schulterblätter lastet. Die Folge sind Verspannungen, die wiederum die Vorhand belasten und deren optimale Durchblutung erschweren. Zudem hat dieses Problem Auswirkungen auf die Lendenwirbelsäule, die beim übergewichtigen Pferd ebenfalls häufig unter Spannung gerät und blockiert.

Insgesamt kann man sagen, dass Übergewicht auch beim Pferd die Beweglichkeit einschränkt. Da dies, genau wie beim Menschen, ein schleichender Prozess ist, wird es häufig nicht bemerkt und später anderen Dingen, wie fortgeschrittenem Alter oder gefundenen Blockierungen, zugeordnet.

Es ist heute aus unterschiedlichen Gründen nicht ganz einfach, sein Pferd optimal zu ernähren. Aber eines ist sicher: Ein zu dickes Pferd hat – genau wie ein zu dicker Mensch – weniger Lebensqualität und eine schlechtere Lebenserwartung. Wichtig ist deshalb vor allem, es gar nicht erst so weit kommen zu lassen.