In diesem Beitrag fiel neulich der Begriff Mittelpositur. Ein guter Anlass, mal genauer hinzublicken, was das eigentlich ist, wofür man sie braucht und wie man sie effektiv einsetzt: Was ist nötig, um als Reiter eine gute Mittelpositur zu haben? Und warum ist die Mittelpositur überhaupt ein Thema?
Ich weiß noch, als ich eine meiner ersten Reitlehrerinnen beim Ausreiten das erste Mal auf dem Pferd sah: Was machte ihr Bauch da? Das hatte ich noch nie gesehen. Von seitlich hinten sah man in dem enganliegenden T-Shirt, wie mobil und fein ihre Lendenwirbelsäule die Bewegungen ihres Beckens ausglich, mit dem sie am Pferd klebte. Es sah aus, als ob ihre Mitte tanzen würde, während das Pferd raumgreifend dahinschritt. Ich wusste damals nicht, warum das so war und worum es überhaupt ging, aber eines war in diesem Moment klar: Das wollte ich auch.
Die Mittelpositur bezeichnet eigentlich nur das Reiterbecken mit dem Gesäß. Nur hängt halt da auch eine ganze Menge dran: nach unten erst mal die Oberschenkel, nach oben das so genannte Kreuz. Lass mal in der Hüfte los, sagt der Reitlehrer. Aber was wird hier eigentlich gefordert?
Das Becken des Reiters muss den Bewegungen des Pferdes folgen. Der Rest des Körpers muss dies zulassen, ohne sich aus der Position bringen zu lassen. Man kann die nötigen Bewegungen im Stehen gut simulieren. Dafür stellt man sich schulterbreit mit minimal gebeugten Knien locker hin und macht …
- ein Hohlkreuz. Jetzt hat man das Becken nach vorne abgekippt.
- Dann bewegt man das Becken wieder zurück und zwar über die Normalstellung hinaus. Das nennt man, das Becken nach hinten kippen. Jetzt sind die Hüfthöcker weiter hinten als das Schambein.
- Jetzt kann man aus der Normalstellung einen Hüfthöcker nach vorne schieben und spüren, wie der andere nach hinten geführt wird. Gehen beide Seiten gleich gut vor und zurück?
- Nun wieder das Becken in Normalstellung bringen und im Wechsel seitlich auf- und abkippen.
Es lohnt sich, ab und an im Stehen den Spielraum der eigenen Beweglichkeit auszuloten. Dabei darauf achten, dass der Oberkörper sich möglichst nicht bewegt. Wer das Becken in Form einer liegenden Acht kreisen lässt und zudem die „Schlaufen“ im Wechsel höher und tiefer anlegt, simuliert das Mitschwingen im Schritt, lockert gleichzeitig die Lendenwirbelsäule und trainiert die Rumpfmuskulatur.
Wer möchte, kann sich bei allen Übungen auch immer mal wieder darauf konzentrieren, was mit den Füßen und den Beinen passiert. Man kann feststellen, wie die Fußsohlen wechselseitig mehr Druck bekommen und die Waden sich ab- und anspannen. Dies erklärt beispielsweise, wie das wechselseitige Treiben im Schritt sich von selbst aus einem geschmeidigen Sitz ergibt. Von Vorteil ist dies besonders für Reiter, die beim Treiben im Schritt Probleme haben.
Wer im Schritt den Bewegungen des Pferderückens mit der eigenen Hüfte folgen gelernt hat, kann bereits viel: Er trainiert damit die meisten der Bewegungen, die für eine elastische Mittelpositur erforderlich sind und kann damit den Bewegungen des Pferderückens nicht nur folgen, sondern sie mit dem Sitz bestimmen. Letzteres sollte man aber nicht versuchen, wenn man den Bewegungen noch nicht geschmeidig folgen kann. Wie man das feststellt, erkläre ich im nächsten Beitrag.