Anfängerglück

Das sprichwörtliche Glück, das ein Neuling bei vielen Tätigkeiten hat, scheint nicht für Reitanfänger zu gelten. Sieht man auf dem Pferd zu Beginn in der Regel doch erst einmal alt aus. Eine neue Studie hat mich auf die Idee gebracht, dass das Anfängerglück beim Reiten durchaus vorhanden und nicht gering zu schätzen ist.

Die fakultätsübergreifende Studie aus Biomechanikern und Tiermedizinern befasste sich mit der Frage, wie bei der Hippotherapie die Bewegungen des Pferdes auf den Menschen weitergegeben werden. Die amerikanischen Wissenschaftler stellten fest, dass alle Reiter vom Pferd gleichermaßen in Hüfte und Wirbelsäule bewegt wurden, während sie selbst auf die Bewegungen des Pferdes keinen Einfluss hatten. Geprüft wurde das bei einem Spaziergang im Schritt.

Ziel der reiterlichen Ausbildung ist, das Pferd immer feiner zu beeinflussen. (© C. Götz)

Reiten können bedeutet: Dem Pferd über seine eigenen Bewegungen, in Form von möglichst unsichtbaren Hilfen, die gewünschten Bewegungen zu entlocken.

Reitanfänger haben – genau wie die Teilnehmer an der oben genannten Studie – keine andere Chance, als sich den Bewegungen des Pferdes anzupassen, ihnen zu folgen. Erst allmählich wachsen die Möglichkeiten, über die Hilfen, also die eigenen Bewegungen, die Bewegungen des Pferdes zu beeinflussen.

Wer verspannt, kann keine korrekten, für das Pferd verständlichen Hilfen geben. Ich bin schon lange ein Verfechter, sich immer wieder auf das lockere, entspannte Mitschwingen zu konzentrieren. Immer, wenn mal etwas nicht so klappt, wie man es sich vorstellt, lohnt es sich, sich genau daran zu erinnern. Nur wer lernt, sich im Sattel zu entspannen, und das auch zu spüren, hat eine Chance, zu lernen, feine Hilfen zu geben. Wer als Reitanfänger dazu angeleitet und angehalten wird, hat wirklich Glück.

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