Auf dem falschen Fuß

Eine Kundin fragte mich kürzlich, wie ich dazu stehe, dass ihre Reitlehrerin sagt, sie solle auf dem „falschen“ Fuß leichttraben, um das Pferd flotter zu machen. Ich erklärte ihr kurz, wofür das zudem gut ist und versprach, ihr noch den betreffenden Artikel von meinem Blog zu schicken. Pustekuchen, …

… ich habe zwar schon wirklich viel übers Leichttraben geschrieben, musste aber feststellen, dass der Beitrag zum Traben auf dem vermeintlich falschen Fuß halb fertig seit 2016 im Ordner „NeueArtikel“ rumdümpelt. Hier ist er nun:

In anderen Ländern – Frankreich etwa – wird üblicherweise auf dem äußeren Hinterbein leichtgetrabt. Und auch bei uns war das Leichttraben auf dem äußeren Hinterbein lange Zeit weit verbreitet, nämlich wenn es um junge Pferde ging.

Kurz vorab eine Erklärung: Trabt man in der Bahn auf dem inneren Hinterbein leicht, steht man auf, wenn die äußere Schulter nach vorne geht. Das heißt, man sitzt ein, wenn der innere Hinterfuß in der Stützphase ist. Laut FN-Richtlinien ist dies die einzig erlaubte Version, da das innere Hinterbein „vor allem in Wendungen die Körperlast besser zu stützen vermag“*.

Leichttraben auf dem inneren Hinterbein = einsitzen, wenn der innere Hinterfuß auf dem Boden ist (Stützphase) = aufstehen, wenn die äußere Schulter nach vorne geht (hier auf einem Mittelzirkel beim Zügel-aus-der-Hand-kauen-lassen). Man sieht zudem, wie durch das Vorführen des inneren Hinterbeins das Becken mit abkippt. (© T. Götz)

Zu dieser Erklärung passt aber nicht, dass früher auch hierzulande bei der Arbeit junger Pferde in der Bahn im Leichttraben eine Belastung des äußeren Hinterbeins vorgezogen wurde. Denn so wurde das innere Hinterbein geschont, das ohnehin auf den gebogenen Linien mehr in Anspruch genommen wird. Erst das weiter ausgebildete Pferd, das vom Vorwärts in versammelnde Arbeit, also vom Schieben ins Tragen geführt wurde, trabte man früher bei uns auf dem inneren Hinterbein leicht.

Angeblich verschwand das Leichttraben auf dem äußeren Hinterfuß aus der Ausbildung, als man entdeckte, dass das Zulegen im Leichttraben leichter zum Angaloppieren führt, wenn man es auf dem äußeren Hinterbein ausübt.

Warum ist das so? Der Handgalopp beginnt mit dem Einspringen des äußeren Hinterbeins (der Linksgalopp also mit dem rechten Hinterbein). Sitzt man ein, wenn der „falsche“ Fuß – das äußere Hinterbein – auf dem Boden ist, erreicht man dies mit dem zurückgelegten rechten Schenkel als Galopphilfe beim Einsitzen sehr effektiv.

Ein Bein kann nur kraftvoller abfußen, wenn es beim Zeitpunkt des Treibens gerade am Boden ist, denn von diesem drückt es sich ab. Das kann man leicht selber feststellen, wenn man beim Gehen oder Laufen einfach mal abrupt beschleunigt oder beim Traben auf der Stelle ein Bein höher hebt. Die Kraft für das weitere Vorschwingen oder Anheben kommt aus dem Bein am Boden.

Die Hilfengebung füs Leichttraben ist sehr umstritten. Das hat meiner Ansicht nach viel damit zu tun, dass zu früh Leichttraben gelehrt wird. Hier habe ich ein paar typische Fehler beschrieben. Lernenden Reiterinnen** hilft meiner Ansicht am ehesten, zu verstehen, sich nicht durch einen vermeintlich treibenden Unterschenkel nach oben zu drücken. Versierte Reiterinnen nutzen das Pendeln des Rippenkastens für das wechselseitige Treiben sowohl beim Einsitzen als auch beim Aufstehen.

Im nächsten Beitrag gibt es dazu weitere Erklärungen sowie Beispiele, wann man auf welchem Fuß traben sollte oder kann.

* Band 1, 27. Aufl. 2000, FNverlag, Seite 61

** Gilt auch für Jungs.