Warum Reiterinnen* barfußlaufen sollten? Das ist recht einfach erklärt: Beim Barfußgehen kann unsere Hüfte genau die Bewegung beschreiben, die sie auch im Sattel machen sollte, wenn wir entspannt und geschmeidig sitzen wollen. Mit Schuhen sieht das nämlich oft ganz anders aus.
Als ich meinen Sitzschulungslehrgang entwickelt habe, war ich unter anderem im Austausch mit einem Ergotherapeuten. Von ihm kam eine entscheidende Übung, um die Beckenmobilität der Sitzschulungskandidatinnen zu testen – das Beckenpaddel.
Unser Becken sollte so mobil sein, dass es beim Gehen komplexe Bewegungsmuster in der Vertikalen und Horizontalen vollführt. Am einfachsten lässt sich diese Bewegung mit einem Paddel vergleichen, das auf Höhe der Hüftgelenke quer durch das Becken läuft.
Diese Bewegung brauchen wir auch auf dem Pferd, um – etwa im Schritt – mitschwingen zu können, den Bewegungen des Pferdes also zu folgen. Nur wenn wir ihnen folgen können, stören wir das Pferd nicht. Und erst wenn wir ihnen entspannt folgen können, können wir aus dem Sitz reiten und mit unseren Beckenbewegungen die Bewegungen des Pferdes steuern.
Was hat nun Barfußlaufen mit der Beckenmobilität zu tun? Ein Barfußgänger, der über den Vorfuß läuft und seinem Schwerpunkt mit einem mobilen Becken, das die Bewegung anführt, folgt wird so laufen, wie er auf dem Pferd sitzen muss: Das Becken paddelt nach vorne.
Im Fersengang, den wir hingegen in Schuhen haben solange wir auf ebenem Boden gehen (nicht joggen), paddelt unser Becken rückwärts. Das allein ist nicht schlimm, Hauptsache es rührt sich überhaupt etwas. Sind nämlich die Bewegungen der Beckengelenke gar nicht möglich, ist auch die Statik der Wirbelsäule und somit des ganzen Körpers gestört. Und das macht sich auf dem Pferd zumeist durch Balance- und Sitzprobleme bemerkbar.
Je mobiler man zwischen einzelnen Bewegungsmustern wechseln kann, umso flexibler kann man das auch im Sattel machen wenn es etwa bei Übergängen zwischen den Gangarten gefordert ist. Ob man jetzt tatsächlich barfuß läuft, oder ob man andere Übungen macht, um mobil zu werden oder zu bleiben ist eigentlich egal. Da wir uns aber fast alle zu wenig bewegen und so auf Dauer fest werden, lohnt es sich, irgendetwas zu machen, um dem entgegenzuwirken …
Mehr über unsere Füße in diesem Artikel, und hier ein Test, wie geschmeidig man sitzt.
* Ich habe mich für diese Variante des Genderns entschieden.