Die Reitersprache ist nicht selbsterklärend, oft missverständlich und auch für Außenstehende teilweise kurios: Etwa, wenn die Rede davon ist, dass das Pferd „auseinanderfällt“ oder „auf den Kopf geritten“ ist oder „die Anlehnung sucht“. Kein Wunder, dass es da immer mal wieder zu Verständnis-Problemen kommt.
Gerade die Anlehnung als dritter Punkt der Skala der Ausbildung unterliegt auch theoretisch vielen Fehlinterpretationen. Häufig wird Anlehnung missverstanden als „durchs Genick gehen“ oder mit der „Beizäumung“ verwechselt. Aber der Reihe nach:
„Anlehnung ist die stete, weich federnde Verbindung zwischen Reiterhand und Pferdemaul.“ So beginnt die Erläuterung in den FN-Richtlinien*. Das Pferd soll die Anlehnung suchen, der Reiter gestattet sie lediglich, heißt es später. Beizäumung ist laut den Richtlinien die weiterentwickelte Stufe der Anlehnung, bei der sich eine „Biegung im Genick“ ergibt. Dies wird auch als „am Zügel stehen“ bezeichnet.
Beizäumung wird dort als „als Folge- und Begleiterscheinung sachgemäßer Dressurarbeit“ bezeichnet und nicht als deren „wesentliches Ziel“. Es wird ausdrücklich davor gewarnt, junge Pferde und Pferde in der Lösungsphase generell zu früh an den Zügel zu stellen.
Anlehnung ist also lediglich der Kontakt, den der Reiter dem Pferd anbietet. Das Zügelmaß variiert dabei je nach Alter, Exterieur und Grad der Ausbildung des Pferdes sowie der Anforderung, die gestellt wird. So sieht eine Anlehnung beim Springen anders aus als die beim Reiten im Gelände oder bei der dressurmäßigen Arbeit.
* Richtlinien für Reiten und Fahren, Band 1, 27. Aufl., FN-Verlag, Seite 171