Nachdem ich in einem der letzten Artikel die „weggere“ Hand erwähnt hatte, dachte ich, ein Beitrag über die Reiterhand an sich könnte nicht schaden. Zur Inspiration, womit man wohl am besten anfängt, stieß ich in einem Reiterforum auf eine Diskussion, was denn eine weiche Hand eigentlich sei.
Die weitgehend einhellige Meinung dort war, sie ergebe sich automatisch aus einem ausbalancierten Sitz. Aber ist das wirklich so? Ich glaube nicht. Mein Gegenargument ist zugeben etwas krass: Die Reiter, die dafür bekannt sind, bei ihren Pferden blaue Zungen und blutige Mäuler zu produzieren sitzen sicher nicht unausbalanciert im Sattel. Ich glaube man muss ein feines Reiterhändchen haben wollen und man muss was tun dafür. Wobei es manchen leichter fällt und anderen schwerer – auch bei gleich guter Anleitung.
Aber was macht eine „gute“ Hand tatsächlich aus? Gibt es eine reitweisenübergreifend gültige Definition? Und gibt es Möglichkeiten, unsere Hände und ihre Fähigkeiten abseits von Pferdemäulern zu schulen?
Fangen wir bei der Anatomie an – oder besser, bei der reiterlichen Biomechanik: Es gibt mehrere Anweisungen bezüglich der Reiterhände aus der klassischen und der englischen Reitlehre, die – im Gegensatz etwa zur Westernreitweise – einen steten Kontakt zwischen Reiterhand und Pferdemaul wollen.
Ein Detail möchte ich zuerst herausgreifen: Die aufrecht getragene Zügelfaust. Häufig sieht man stattdessen aber verdeckte Zügelfäuste – gerne auch „Kinderwagen schieben“ genannt. Die FN sagt, diese „machen es dem Reiter unmöglich, einfühlsame und richtig dosierte Zügelhilfen zu geben. Sie bewirken vielmehr ein vermehrtes »Arbeiten« aus dem ganzen Arm heraus.“ Doch warum ist das so?
Ein reitender Tierarzt hat es mir einmal so erklärt: Zeigen die Handrücken nach oben, hat vorher eine Rotation von Elle und Speiche gegeneinander stattgefunden. Dies macht einerseits die Handgelenke unbeweglich und somit einfühlsame Zügelhilfen unmöglich. Andererseits bewirkt diese Drehung im Unterarm, dass der wichtigste Nerv hier unter Druck gerät. Es wird also auch das Spüren für den Reiter noch schwieriger.
Noch mehr zur Reiterhand in Kürze.