Mach mal: Augen zu

Und zwar auf dem Pferd! Warum? Weil das bessere Reiter aus uns macht – und zwar gleich in mehreren Bereichen …

Die Augen sind wichtiger Bestandteil des Gleichgewichtssinns. Mit diesem orientieren wir uns im Raum, egal ob wir sitzen, liegen, gehen, schwimmen oder reiten. Der Gleichgewichtssinn setzt sich aus mehreren Einzelsinnen zusammen: Unsere Augen tragen dazu bei, unser Gleichgewichtsorgan im Ohr zu unterstützen. Dafür ist es mit den Augenmuskeln quasi verschaltet, was es unter anderem ermöglicht, auch bei Bewegungen des Kopfes störungsfrei zu sehen.

Wie wichtig die Augen für den Gleichgewichtssinn sind, erkennt man auch daran, dass viele standardisierte Tests zu seiner Überprüfung mit geschlossenen Augen durchgeführt werden. Andere Sportarten, bei denen der Gleichgewichtssinn ebenfalls essentiell ist – wie etwa Surfen – kennen viele (Trocken)Übungen mit geschlossenen Augen. Im Reitsport ist dies eher aus dem therapeutischen Einsatz von Pferden bekannt. Dabei ist es ein tolles und einfaches Mittel für viele Gelegenheiten und Zwecke.

Wer es ausprobieren möchte sollte sich zuerst um den Sicherheitsaspekt kümmern. Eine Rolle spielen das Pferd und sein Ausbildungsstand, die gewählte Umgebung und ob Mitreiter vorhanden sind. Ein guter Einstieg kann am Führstrick, an der Sitzlonge, unter Aufsicht beim Reitunterricht oder im Gelände mit einem sicheren Ausreitpartner oder auf dem Handpferd stattfinden. Ist man daran gewöhnt und alleine kann man beispielsweise immer wieder auf der langen Seite die Augen schließen. Hilfreich ist es auch, Bahnfiguren, wie durch die Länge der Bahn wechseln, oder Lektionen, wie Volten oder Seitengänge, mit geschlossenen Augen zu reiten.

Trauen Sie sich. Mit der richtigen Vorbereitung macht es Spaß und ist sehr effektiv. Aber schließen Sie die Augen entspannt. Wer kneift (rechtes Bild) verpasst den entscheidenden Effekt. (© C. Götz)

Trauen Sie sich. Mit der richtigen Vorbereitung macht es Spaß und ist sehr effektiv. Aber schließen Sie die Augen entspannt. Wer kneift (rechtes Bild) verpasst den entscheidenden Effekt. (© C. Götz)

Ideal ist es sich anfangs im Schritt einzuspüren und sich dann darauf zu konzentrieren, wie sich der Oberkörper ausrichtet und stabilisiert. Hierbei wird das Gleichgewicht geschult und die Körperspannung trainiert, indem die innere Skelettmuskulatur angesprochen wird, die beim Reiten besonders wichtig ist. Dieser Effekt ist bei bei geschlossenen Augen größer, da sich der Körper nun auf andere Bestandteile des Gleichgewichtssinns konzentriert: die Skelettmuskulatur und das Gesäß. Letzteres nutzen vor allem Flieger zur Wahrnehmung von vertikalen Bewegungen.

Besonders wertvoll ist das Schließen der Augen also bei allen Arten von Sitzproblemen, wie einer ungeschmeidigen Mittelpositur und einem instabilen oder nach hinten geneigten Oberkörper. Auch bei ungleich hohen Händen kann das regemäßige Schließen der Augen helfen. Es fördert zudem die Losgelassenheit des Reiters und das Vertrauensverhältnis zwischen Reiter und Pferd.