Nicht klar? Die Fortsetzung

Wer besser erkennt, wann etwas im Argen liegen könnte, gerät nicht in Gefahr, das Pferd in so einem Moment zu überlasten und kann frühzeitig ein bestehendes Problem auskurieren. Hier noch einige Anregungen, um sein Auge für Bewegungsstörungen oder leichte Lahmheiten zu schulen.

Jeder Mensch nutzt seine Sinne anders. Die einen nehmen Informationen eher über das Auge wahr (visuell), andere besser, wenn sie es hören (auditiv). Im Bezug auf die Bewegungswahrnehmung ist der so genannte kinästhetische Typ oft sehr gut. Wichtig ist, seine Stärke zu entdecken und zu nutzen. Vielleicht gehören Sie zu den Menschen, die ein Gangproblem eher hören als sehen. Konzentrieren Sie sich auf den Ton, den die einzelnen Hufe machen: Ist er irgendwo lauter oder leiser, heller oder dunkler oder ist im Vierklang des Schrittes ein Takt kürzer oder länger? In der Regel wird das erkrankte Bein vorsichtiger (und leiser) aufgesetzt.

Sie können auch die Augen schließen und erst danach das Bild auf den gefundenen Ton hin prüfen. Wie fußt der Huf? Plan oder von einer Seite oder der Spitze kippend? Auch vom Sattel aus können Sie nach Gehör prüfen. Aber nicht nur: Manche Bewegungseinschränkung spürt man (anfangs) besser, als man sie hört oder sieht. Hierfür eignet sich diese Übung sowie diese tägliche Routine.

Lassen Sie sich das Pferd durch eine Stangengasse vorführen (so ist es möglichst gerade) und prüfen Sie anschließend, ob der Übertritt gleichmäßig war. Die unterschiedlichen Farben an der Ihnen zugewandten Stange helfen Ihnen zudem beim Vorbeiführen Ihr Auge in puncto Schrittlänge zu schulen. (© C. Götz)

Lassen Sie sich das Pferd durch eine Stangengasse vorführen (so ist es möglichst gerade) und prüfen Sie anschließend, ob der Übertritt gleichmäßig war. Die unterschiedlichen Farben an der Ihnen zugewandten Stange helfen Ihnen zudem beim Vorbeiführen Ihr Auge in puncto Schrittlänge zu schulen. Sie sollten sich aber im rechten Winkel zum Pferd stellen. (© C. Götz)

Probleme bereitet vielen anfangs, die Schrittlänge zu beurteilen. Hier kann man sich zum Üben – beispielsweise auf dem Reitplatz oder einem Sandweg – ein Stück mit dem Rechen glatt ziehen und dann das Pferd im Schritt – möglichst gerade – darüberführen. Man sieht dann, ob linker und rechter Hinterhuf gleichmäßig weit vortreten.

Wenn es nun darum geht, die Puzzlesteine zusammenzubringen und zu erkennen, auf welchem Bein das Pferd lahmt und in welchem Bereich das Problem sitzt, gibt es ein paar Grundregeln: Sind die Vorderbeine betroffen sieht man auch bei noch nicht stark ausgeprägten Lahmheiten ein Heben von Kopf und Hals, wenn das betroffene Vorderbein stützt (im Trab eher als im Schritt). Lahmheiten an der Hinterhand müssen bereits stärker ausgeprägt sein, damit sie am Kopfnicken sichtbar werden: Der Kopf wird in der Regel leicht gesenkt, wenn die gegenüberliegende Vordergliedmaße des betroffenen Hinterbeins fußt.

Wer wissen möchte, wo der Schmerz sitzt, sollte sich die Grundsätze zu Stütz- und Hangbeinlahmheiten ins Gedächtnis rufen: Bei ersterer ist das Belasten des Beines schmerzhaft, bei letzterer macht das Vorführen Probleme. Es kann aber auch beides der Fall sein. Wer das nicht gut sieht, kann sich behelfen, indem er die Bewegung das Pferdes nachahmt und spürt, wo in seinem Bein, es zu Spannungsgefühl kommt. Das funktioniert oft erstaunlich gut, nicht nur bei kinästhetischen Typen. Viel Erfolg beim Üben!