Maulschau

Dein Pferd das unbekannte Wesen: Die Maulhöhle ist für Reiter normalerweise nicht so ohne weiteres einsehbar oder zugänglich. Doch es gibt einiges, was daran interessant ist. Und auch einiges, was wir im Hinblick auf optimale Zusammenarbeit mit dem Pferd selber überprüfen und herausfinden können. Hier deshalb die wichtigsten Fakten aus dem Maulinneren.

Die Maulhöhle des Pferdes ist, auch in Sachen Gebisse, ein komplexes System. (© R. Simmer)

Die Zunge: Sie kann – auch im Verhältnis zum Rest des Maules – groß oder klein, beweglicher oder weniger beweglich, verletzt, vernarbt oder blockiert sein. Eine große, dicke Zunge, in einem kleinen Kopf, kombiniert mit einem flachen Gaumen kann Probleme mit dem Gebiss machen. Oft ist es dann nötig, das Gebiss entsprechend auszuwählen. Blockierungen des Zungenbeins sind häufig vorhanden, wenn diese körperlichen Faktoren auf falsch gewählte Gebisse, zu eng verschnallte Reithalfter und/oder Reiter mit zu viel Handeinwirkung treffen. Jede Form von Zungenfehler ist typisch für Probleme in diesem Bereich.

Der Gaumen: Seine Form – ob hoch oder flach – und Empfindsamkeit bestimmt entscheidend mit, wie sensibel das Pferd auf bestimmte Gebisse reagiert. Probleme zeigen sich oft in Kopfschnicken oder dem Öffnen des Mauls. Auch Zähneknirschen kann vorkommen.

Die Laden: Der zahnfreie Zwischenraum im Unterkiefer, in dem die Gebisse zu liegen kommen, kann ebenfalls unterschiedlich empfindlich sein. Entscheidend ist hier die Form des darunterliegenden Knochens (er kann mehr oder weniger kantig sein) und die Beschaffenheit der darüber liegenden Schleimhaut (sie kann dicker oder dünner sein). Am empfindlichsten sind Pferde mit kantigen Laden und nur sehr wenig polsterndem Gewebe darüber. Bei sehr empfindlichen Laden kann gebissloses Reiten nötig sein. Pferde mit empfindlichen Laden neigen zu Zügellahmheiten, Zungenstrecken, Verwerfen oder Anlehnungsproblemen.

Die Lefzen: Die Maulwinkel begrenzen die Lage des Gebisses zu den Backenzähnen. Die Verschnallung darf sich aber nicht an den Maulwinkeln orientieren, sondern wird vom Diastema, dem zahnfreien Zwischenraum, in dem das Gebiss liegt, bestimmt. Lefzen können sehr dick sein – oft bei altmodischen Pferdetypen – und dann das Pferd beim Tragen eines (unpassenden) Gebisses stören. Denn hier besteht die Gefahr, dass die Lefzen eingeklemmt werden. Es können unterschiedliche (Anlehnungs-)Probleme auftauchen.

Die Schleimhäute: Die gesamte Maulhöhle ist mit Schleimhaut ausgekleidet. Unterschiede gibt es vor allem in Sachen der Dicke. Diese sind individuell sehr unterschiedlich. Zudem können die Venen der Gaumenschleimhaut sich bei einigen Pferden stark füllen. So stark, dass sie die Schleimhaut sogar vorwölben. Auch dies kann Probleme mit dem Gebiss machen. Zudem können sich die Schleimhäute entzünden: durch Verletzungen, etwa durch Futterbestandteile, oder durch allergische Reaktionen, etwa auf Metalle oder Legierungen. Auch hier können unterschiedliche (Anlehnungs-)Probleme auftauchen.

Tipps zur Wahl der Gebisse für die unterschiedlichen anatomischen Begebenheiten im nächsten Beitrag.