Menschenskind! Magdalenas Herde

Wenn uns der Pferdevirus hat, dann hat er uns – zumeist voll und ganz und oft auch schon in sehr jungen Jahren. Weil ich selber weiß wie das ist, möchte ich Magdalena und ihr Hobby-Horse-Gestüt vorstellen, wo mit viel Kreativität und handwerklichem Geschick schon eine stattliche Herde erschaffen wurde.

Fast alles wird selber gebastelt. Nur die D-Ring-Snaffle am selber genähten Westernzaum mit Split Reins ist eigentlich ein Schlüsselanhänger. (© C. Götz)

Als sie sechs Jahre alt war, hat sie das Hobby Horsing für sich entdeckt. Mit zwölf hat sie das erste Steckenpferd selbst genäht, heute verkauft die 14-jährige Magdalena ihre Hobby Horses über ein großes Online-Kleinanzeigenportal.

Für alle, die Hobby Horses noch nicht kennen: Früher hat man das Steckenpferd genannt. Aber Hobby Horsing ist mehr als das – es ist ein Sport mit Wettbewerben in Dressur und Springen. In Finnland, wo es entstanden ist, gibt es inzwischen richtige Wettkämpfe.

Das erste selbst genähte Hobby Horse hat Magdalena heute noch – Windora hat sie es genannt: „Ich wollte unbedingt ausprobieren, ob ich mir selber eines nähen kann und habe mir eine Anleitung auf Youtube dafür angesehen.“

Die ersten Hobby Horses hat sie komplett mit der Hand genäht. Seit kurzem hat sie für die großen Nähte entlang des Halses und am Kopf eine alte Nähmaschine ihres Großvaters zur Verfügung: „Die kleinen Nähte am Maul und an den Ohren kann man aber nicht mit der Maschine nähen, das geht nur per Hand“, erklärt sie. Zeitaufwändig sind auch das Anbringen der Mähne und das gleichmäßige Füllen der Pferde. Insgesamt zwei Wochen arbeitet sie neben der Schule im Schnitt an einem neuen Hobby Horse.

Magdalenas Hobby Horses spiegeln die ganze Vielfalt der Pferdewelt wider. (© C. Götz)

Für Magdalena ist jedes Pferd ein Unikat und eine Inspiration: „Ich male erst einmal eine Vorlage, wie ich mir das nächste Hobby Horse vorstelle und schaue dann, dass ich das Material bekomme“, sagt sie, „manchmal ist es aber auch umgekehrt.“ Der jüngste Zugang in ihrer Herde ist der Schimmel Muffin. Er trägt derzeit ein Stallhalfter, aber Magdalenas Hobby Horses sind auch mit selber gebastelter Dressurkandare oder mit D-Ring-Snaffles an der Westerntrense unterwegs. Und sogar ein merothisches Gebiss hat sie schon gebastelt.

Magdalena mit dem fast fertiggestellten Muffin. (© C. Götz)

Auch wenn Magdalena inzwischen schon lange auf echten Pferden reitet und sogar seit einiger Zeit ein eigenes Pony hat, ist sie dem Hobby Horsing treu geblieben. „Es macht einfach immer noch total viel Spaß, das mit Freundinnen zu spielen“, sagt sie. Meistens springen sie – bis zu 1,20 Meter Höhe haben sie schon geschafft –, manchmal reiten sie auch Dressur. „Bei der Weihnachtsfeier im Stall haben wir in der Halle einmal eine Quadrille mit den Hobby Horses gemacht. Das kam super an.“

Wer es einmal selber probiert, merkt schnell, dass das Laufen und Springen mit dem Steckenpferd ein ordentliches Maß an Koordination und Kondition erfordern – mehr als wenn man ohne unterwegs wäre. „Am Anfang ist es ganz schön anstrengend“, sagt Magdalena mit einem Schmunzeln, „es ist ein echter Sport“. Dass andere sie dafür belächeln könnten, sieht sie gelassen: „Einem Ball hinterherzulaufen ist letztlich auch irgendwie albern.“

Wer sich für ein Hobby Horse von Magdalena interessiert: Schreiben Sie mir, ich vermittle gerne den Kontakt.

Mehr zum Thema Hobby Horsing finden Sie hier auf dem Blog, und warum es so nützlich für Reiterinnen* ist, immer mal wieder Pferdchen zu spielen, habe in diesem Beitrag beschrieben.

* Gendern? Aus guten Grund!