Rezension: Seitengänge

Vor drei Jahren startete der Verlag Müller Rüschlikon ein interessantes Projekt, über das ich damals auch berichtet hatte. Nun ist der sechste Band* der Reihe erhältlich, bei dem Bent Branderup als Herausgeber und seine Schülerinnen** als Autoren fungieren. Es geht um die Seitengänge.

Dieses Mal vermitteln 13 verschiedene Ausbilderinnen der Akademischen Reitkunst ihr Praxiswissen aus unterschiedlichen Perspektiven. „Neben Informationen, was Seitengänge sind und wie sie geritten werden, finden sowohl Anfänger als auch Fortgeschrittene gute Tipps zur Verfeinerung ihrer Arbeit“, so der Verlag.

Müller Rüschlikon Verlag, Bent Branderup (Hrsg.): Seitengänge in der Akademischen Reitkunst

Der grundsätzliche Vorteil dieses Konzepts ist ja, dass man ein und dasselbe Thema aus verschiedenen Blickwinkeln und mit unterschiedlichen Worten erklärt bekommt. Das ist bei diesem Band vielleicht sogar noch ausgeprägter der Fall als bei den anderen, die ich hier vorgestellt habe.

Gut gefällt mir wieder die Bebilderung mit den in der Branderup-Schülerschaft durchgängig sehr unterschiedlichen Pferdetypen. Was mir dieses Mal allerdings im wahrsten Sinne des Wortes „ins Auge gefallen“ ist, sind die teilweise stark verrutschten Zäume. Ich bin ein Fan von möglichst wenig Leder am Pferd, aber das Pferd stören sollten auch diese nicht.

Von Anfang an hatte ich bemängelt, dass besonders bei anatomischen Begebenheiten und Schaubildern das Lektorat nicht gegriffen hat. Das ist in diesem Band sogar noch krasser. Und auch die Übersetzung ist nach wie vor eine Fehlerquelle. Das Nackenband und die Nackenplatte sind im Deutschen einfach zu unterscheiden. Schade, dass es nicht gemacht wurde.

Als Journalistin und Lektorin ärgere ich mich immer (und sinnvollerweise) am meisten über meine eigenen Fehler. Deshalb ist mein Fazit dennoch positiv: Wenn Sie nichts dagegen haben, einige Fehler in den Bildtafeln zu suchen und gerne kritisch mitdenken beim Lesen, dann werden Sie bestimmt sehr von der Lektüre profitieren – nicht dennoch, sondern vielleicht sogar deswegen.

* Müller Rüschlikon Verlag, Bent Branderup (Hrsg.): Seitengänge in der Akademischen Reitkunst, 208 Seiten, 34,90 €

** Gendern! Warum nicht?