Tellerrand: Jagdreiten

Zugegeben, um vernünftig über diesen Tellerrand schauen zu können, braucht es schon einiges: Ein gut gerittenes und entsprechend trainiertes Pferd, das in der Gruppe galoppieren kann. Hört sich wenig an, benötigt aber tatsächlich einiges an Training, damit das Pferd nicht überfordert wird und man selber Spaß hat.

Da die Saison jetzt vorbei ist, kommt mein Tipp für diesen Tellerrand also zeitig genug, damit man die entsprechenden Fähigkeiten mit dem Pferd für den nächsten Spätsommer aufbauen kann. Warum sich das lohnt?

Nun: Zuerst einmal erwirbt man die Fähigkeiten, die das Pferd benötigt, um in der Gruppe zu galoppieren. Die notwendige Kontrolle und Gelassenheit stellen sich durch Übung auch bei denjenigen Pferden ein, die anfangs noch Probleme damit haben. Wer im springenden Feld mitreiten möchte, der muss genau das trainieren – idealerweise auch über feste Hindernisse. Es gibt oft leichtere Alternativen bei den Hindernissen sowie ein Feld für diejenigen die nicht springen möchten. Alle Reiter benötigen eine gute Kondition im leichten Sitz. Will man bei einer Schleppjagd mitreiten ist es von Vorteil, wenn das Pferd bis dahin mit Hunden keinen Stress hat.

Bei einer Jagd wird eine Strecke zwischen zehn und 25 Kilometer bewältigt. Vieles davon im Schritt unterbrochen von längeren Galoppstrecken über Wiesen und Stoppelfelder auf denen feste Hindernisse aus schnellem Tempo, dem Jagdgalopp, genommen werden.

Bei dieser Jagd geht es für alle der Reihe nach ins Wasser. (© C. Götz)

Ein Pferd, das gelernt hat, in der Gruppe im Galopp entspannt zu bleiben, hat in der Regel richtig Spaß an der Sache. Das ist jedenfalls meine Erfahrung. Die Pferde finden dieses Herdenerlebnis gut. Natürlich muss man dafür keine Jagd reiten. Aber sie ist – wenn man mit seinem Pferd auf der Strecke ein Team ist – auch für uns Reiter ein ganz besonderer Moment.

Ich kenne allerdings etliche Reiter, die das nicht so sehen. Das sind die, die mit wund gescheuerten Händen vom klatschnassen Pferd steigen, die auf der Strecke das erste Mal überhaupt springen oder ins Wasser reiten. Wer Jagdreiten als Mutprobe sieht, die man eben mal macht, wird sicher wenig Gefallen daran finden. Das gilt auch für die Pferde, die untrainiert schwere Schäden davontragen können.

Nachdem es – zumindest bei uns – die letzten Jahre immer weniger Jagden gab, sind sie gerade wieder im Kommen. Der Trend dazu ist neu, die Tradition und das, was es braucht, ist es nicht. Wer unsicher ist, wie er sich vorbereitet, kann sich über einen Schleppjagdverein in seiner Region informieren, wo Jagden und entsprechendes Training stattfinden und sich auch über die Regeln informieren, die im Jagdfeld beachtet werden müssen.

Ich selber bin nur drei – verschiedene – Jagden gegangen und leider keine mit Meute. Aber ich habe an alle wundervolle Erinnerungen: an mein fantastisches Pferd, an die Landschaft und die Gemeinschaft auf der Strecke.