Zu warm?

Im Winter werden traditionell vielen Pferden die Eisen abgenommen. Das hat unterschiedliche Gründe und der größte Vorteil ist, dass sich die Hufe vom Beschlag erholen konnten. Seit rund zwei Jahrzehnten nutzen Pferdebesitzerinnen* den Winter auch gerne, um das Pferd auf Barhuf umzustellen. Dabei sind viele vor allem überrascht, …

… wie warm sich die Hufe anfühlen. In meinem Buch Jedes Pferd kann barhuf laufen beschreibe ich dies in Kapitel 7 (Was tun? Fragen, Probleme, Lösungen!) so: „Barhufe sind deutlich wärmer als der beschlagene Huf. Das ist normal, das ist gut so. Viele Besitzer von frischgebackenen Barhufpferden erschrecken erst einmal, wenn sie die gewohnt kalten Hufe nun beim Säubern anfassen und vermehrte Wärme spüren. Freuen Sie sich lieber, denn es zeigt: Die Durchblutung des Hufes ist wieder da.“

Die Referenzpunkte zeigen an diesem Barhufer am Kronsaum der Vorderhufe Werte um 23 Grad bei minus drei Grad Umgebungstemperatur. (© J. Pertold)

Aber wie warm ist so ein Barhuf den nun tatsächlich? Nun – das hängt von einigen Faktoren ab: Wie warm ist die Umgebungstemperatur? Hat sich das Pferd vor dem Test bewegt? Wie stark sind sein Wand- und sein Sohlenhorn? Auf welchem Untergrund steht es gerade? Sind die Hufe trocken oder noch feucht oder nass?

Der Huf ist am Kronsaum in der Regel etwas wärmer als weiter unten. Allerdings hängt dies auch – rassetypisch und jahreszeitlich bedingt – davon ab, wie stark der Kronsaum mit Fell bedeckt ist.

Um sich nicht unnötig zu stressen, schadet es nicht, ein Gefühl dafür zu bekommen, wie warm die Hufe des eigenen Pferdes üblicherweise in verschiedenen Situationen sind – vor und nach dem Reiten etwa. Wer einen frischen Barhufer hat und unsicher ist, was normal ist, der sollte die Hufe anderer Pferde in derselben Haltung, die ebenfalls barhuf sind, anfassen.

Einen Unterschied macht auch, wie warm die eigenen Hände sind. Berührt man etwas Warmes mit kalten Fingern, erscheint einem das wärmer, als wenn man es mit warmen Händen anfasst. Bedenken Sie das ebenfalls, falls Sie sich Sorgen machen, der Barhuf könnte zu warm sein.

Ich persönlich habe alle Barhufumstellungen die ich selbst durchgeführt oder begleitet habe als komplikationslos erlebt. Natürlich können auch bei einem Barhufer – genau wie bei einem beschlagenen Pferd – Hufgeschwüre, Lederhautentzündungen oder Belastungsrehe auftreten. Wer eine Umstellung von Eisen auf Barhuf aber überlegt durchführt und gut beobachtet, braucht nichts davon zu fürchten. In diesem Artikel lesen sie die Top-Fünf-Tipps für die Umstellung.

In diesem Artikel zeigen Thermografiebilder den Unterschied zwischen Barhufern und beschlagenen Pferden.

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