Fit für zwei

Im letzten Beitrag habe ich das Thema „zweite Trainingseinheit“ angesprochen. Ich kann diese Methode nur empfehlen, um ein Pferd zügig fit zu bekommen oder es gesund abnehmen zu lassen. Hier ein paar Tipps zum Wie und ein paar Hintergrunde zum Warum:

Ich entdeckte vor knapp zwanzig Jahren die Vorteile einer zweiten Trainingseinheit beim Pferd. Die Basis für die Effektivität dieses Trainings wurde bei mir aber noch viel früher gelegt, nämlich in meiner aktiven Zeit als leistungssportliche Ruderin. Wir hatten siebenmal die Woche Training – jeweils Dienstag bis Samstag einmal täglich und sonntags zwei Trainingseinheiten, eine morgens und eine nachmittags. Montags war dann trainingsfrei.

Fit für die Geländeprüfung: das war mein Ziel. (© C. Götz)

Als ich meinen Wallach für seine erste kleine Vielseitigkeitsprüfung konditionell stärken wollte, entschloss ich mich, am Wochenende diese zwei Trainingseinheiten bei ihm auszuprobieren: Ich war verblüfft, wie schnell er nicht nur an Kondition, sondern auch an Kraft, Geschmeidigkeit, Rittigkeit und Motivation gewann. Und das obwohl ich ihn auch vorher schon sechsmal wöchentlich trainiert habe.

Anfangs baute ich die zweite Trainingseinheit nur am Wochenende ein, im nächsten Jahr nutzte ich ganz gezielt auch einen Urlaub dafür, in den ich drei- bis viermal wöchentlich Doppeltraining einbaute. Da der Stall recht weit von Zuhause weg war und zweimaliges Hinfahren nicht in Frage kam, habe ich die Zeit zwischen den Trainingseinheiten genutzt, um dort etwas zu machen – bin an den nächsten See oder in ein Café gefahren, habe Freunde besucht oder mit ihnen etwas unternommen. Ich habe die Pause zwischen den Trainingseinheiten aber immer auf mindestens zwei Stunden bemessen.

Das Training selbst habe ich sehr abwechslungsreich und vielseitig angelegt. Dies ist sinnvoll, weil bei jeder Aufgabe etwas anderes, und damit auch andere Muskulatur gefordert wird. Ich habe beispielsweise einen Tag morgens Dressurarbeit und nachmittags Freispringen gemacht. An anderen Doppeltagen bin ich morgens ausgeritten und habe abends eine Springstunde genommen. Oder eine Trainingseinheit war Doppellonge und die andere Boden- oder Handarbeit.

Das Pferd hat wiegesagt sehr davon profitiert. Ich empfehle dies auch mit Erfolg seit vielen Jahren meinen Patientenbesitzern. Und das nicht nur bei fitten Pferden, die für eine besondere Leistung – sei es ein Wanderritt oder eine Turniersaison – auftrainiert werden sollen. Auch für ältere, nicht ganz gesunde Pferde ist es oft zielführend. Man muss das doppelte Training nur auf ihre Bedürfnisse anpassen: So kann es zum Abspecken sehr förderlich sein, wenn man mit einem Rehepferd in der Reha zweimal täglich für eine dreiviertel Stunde spazierengeht, statt einmal eineinhalb Stunden. Vor allem, wenn eineinhalb Stunden Spaziergang es noch überfordern würden. Wie gesagt: Immer angepasst auf das was das jeweilige Pferd gerade leisten kann.

Wer das allein nicht machen kann, hat die Möglichkeit, (s)eine Reitbeteiligung einzubinden. Aber: Auch Pausen sind für eine Steigerung des Trainingserfolges wichtig – den trainingsfreien Tag aus meiner Leistungssportzeit bekam natürlich auch das Pferd – bei ganztägigem Weidegang, bzw. Offenstall.