Gewicht ist (un)veränderlich

Schon als Kind haben wir alle unsere Eltern mal sagen hören: „Mach’ dich nicht so schwer!“ Egal ob man getragen wurde, auf den Schultern reiten durfte oder Huckepack hing. Und natürlich kennt jede Reiterin* auch die Reitlehreranweisung: Sitz mal leichter/schwerer ein!

Aber kann man sich – aus physikalischer Sicht – im Sattel tatsächlich leichter oder schwerer machen? Und wenn ja, wie?

„Mach’ dich nicht so schwer!“ Wer regelmäßig Kinder trägt, weiß, wie sich Gewicht verändern kann, und auch, wie intuitiv Kinder sich leichter machen. (© C. Moosmüller)

Unser Körper hat normalerweise eine muskuläre Grundspannung. Auch wenn wir entspannt sind, gibt es immer Muskelgruppen, die aktiv sind, sogar im Liegen und natürlich auch wenn wir sitzen. Zudem verfügen wir über ein fasziales Netz und funktionale Muskelketten. Beide sorgen mit dafür, dass selbst Muskeln, die etwa beim Sitzen nicht gebraucht werden, aktiviert werden, wenn eine Bewegungsänderung erfolgt – auch wenn man getragen wird. Und zwar egal ob von einem Elter oder vom Pferd.

Wir kommen als so genannte Traglinge zur Welt und helfen schon als Säugling mit, wenn man uns hochhebt – indem wir die Beinchen anziehen und Körperspannung aufbauen.

Deshalb fühlt sich ein schlafendes Kind schwerer an als ein waches, außer das wache Kind ist unruhig oder wehrt sich gegen das Getragenwerden. Mit anderen Worten: Wer ein Kind trägt, spürt einen deutlichen Unterschied im Kraftaufwand, je nachdem ob sich das Kind entspannt aber aktiv tragen lässt oder man es wie einen Mehlsack schleppen muss, der einem auch noch droht aus den Händen zu rutschen.

Einem Pferd, das uns trägt, geht es ganz ähnlich. Ein Beispiel, wie wir uns leichter und schwerer machen können ist das entlastende Sitzen.

Reitschülerinnen* setzen die Anweisung „mach dich mal schwerer“ zumeist intuitiv um, indem sie den Po und die Oberschenkel mehr entspannen und sich meist aufrechter hinsetzen. Schwieriger wird es bei der Anforderung, sich „leicht“ zu machen. Denn sie erfordert mehr Gleichgewichtsgefühl und Kraft, um sich in dem System aus Bügel, Sattel und Bewegung des Pferdes auszubalancieren. Sie erfordert aber auch Mut, denn es ist nicht zielführend, Angst zu bekommen wenn man mal aus dem Gleichgewicht kommt.

Auch wenn sich unser Gewicht also nicht ändert, kann man sich für das Pferd tatsächlich leichter oder schwerer machen. Wie man das üben kann, darüber mehr im nächsten Beitrag …

* Auch die Jungs, aber ich gendere immer noch auf diese Art.