Schmerzen beim Reiten

Viele Menschen haben – an unterschiedlichsten Stellen – Schmerzen beim Reiten. Auch die Gründe, warum irgendein Körperteil beim Reiten weh tut, sind extrem vielfältig. In dieser Serie werde ich aus meiner Erfahrung als Sitz-Therapeutin und Reiterin die häufigsten „Baustellen“ durchleuchten.

Schauen wir uns mal von unten nach oben an, was weh tun kann:

  • Schmerzen in den Sprunggelenken kommen oft von unpassenden Steigbügeln, nicht idealer Bügellänge oder aus Verspannungen im Sitz.
  • Schmerzen in den Knien können ebenfalls mit der Bügellänge zu tun haben oder entstehen oft, weil der Sattel nicht zum Reiter passt. Besonders große Pauschen oder zu kleine Sitzflächen können Knieschmerzen nach sich ziehen.
  • Schmerzen in der Hüfte treten häufig auf, wenn das Pferd zu groß und/oder rund für den Reiter ist oder die Taillierung des Sattels nicht zur eigenen Anatomie passt.
  • Schmerzen am Steißbein treten in der Regel auf, wenn man sich hier verletzt hat, eine Blockierung im Bereich des Kreuz-Darmbein-Gelenks vorliegt und/oder der Sattel nicht passt.
  • Schmerzen im Schritt entstehen meist durch unpassende Sättel, ungeeignete Unterhosen und/oder Reitkleidung: Man reibt sich dann wund.
  • Schmerzen im Rücken können im Bereich der Lendenwirbelsäule durch Verspannungen und ungünstige Positionen im Sattel (Schiebesitz) sowie aus falsch verstandener Hilfengebung entstehen oder durch sie verstärkt werden.
  • Schmerzen im Bereich der Brustwirbelsäule werden zumeist von ungünstigen Hand-Arm-Haltungen ausgelöst und/oder durch zu starken Zügeldruck verstärkt. Dann tun oft auch die Hände und die Arme weh.
  • Schmerzen im Nacken entstehen häufig, wenn das Kopfgewicht zu lose auf der Halswirbelsäule sitzt oder man ins Pferd starrt. Dann kann man auch Kopfschmerzen bekommen.

Zu eng: Dieser Steigbügel ist zu klein, was nicht nur gefährlich werden kann, sondern häufig zu Schmerzen im Sprunggelenk oder Knie führt. (© C. Götz)

Wie kommt es zu den Schmerzen? Es gibt Schmerzen, die eher aus Instabilität resultieren – wenn Reiterinnen* noch nicht ausbalanciert genug sitzen – und Schmerzen die aus Verspannungen oder einem Festhalten entstehen – wenn die Ausrüstung beispielsweise nicht passt. Häufig führt Instabilität zum Festhalten. In vielen Fällen kommen die Schmerzen nicht vom Reiten selbst, sondern von Verspannungen, Muskelverhärtungen oder Faszienverklebungen, die wir durch zu viel Sitzen oder andere einseitige Tätigkeiten erworben haben.

Grundsätzlich gilt: Auch alte Verletzungen wie Bänderrisse oder -zerrungen, Brüche oder Prellungen sowie Narben können einen Schmerz im Sattel auslösen. Nicht immer muss der Schmerz an der derselben Stelle auftreten, an der die alte Verletzung oder Wunde ist. Sehr oft entsteht der Schmerz an einer ganz anderen Stelle. Das kommt, weil unser Körper erstens über Faszien verbunden ist und zweitens, genau wie der des Pferdes zum Kompensieren neigt.

Mehr zu den einzelnen Punkten und entsprechenden Gegenmaßnahmen in den folgenden Artikeln dieser Serie.

* Aus diesem Grund gendere ich seit einiger Zeit.