Stallgeschichten: Wir sind dann mal weg!

Woran merkt man, dass ein neu hinzugekommenes Pferd von den anderen als Herdenmitglied betrachtet wird? Es gibt natürlich unterschiedliche Anzeichen. Ich fand es für meinen Neuzugang an dem Tag heraus, als ich meinen 28-jährigen Wallach zufällig bei einer Aktion beobachtete, für die ich ihn hätte knutschen können.

Vorweg: Es ist immer schwierig, ein neues Pferd in der kalten Jahreszeit in eine bestehende Gruppe zu vergesellschaften. Verschiedene Umstände machten es zudem notwendig, dass der Neuzugang nicht nur im Stall – zwar mit Sicht- und auch möglichem Körperkontakt – eine Weile getrennt stehen musste, sondern auch tagsüber auf dem Paddock noch alleine stand, als ich die Koppel schonen musste.

Herdenverhalten: Einer wacht, der Rest schläft. (© C. Götz)

Es war hier gut zu beobachten, dass sich trotz – oder vielleicht sogar wegen – des Zauns schnell eine Art Herdenverhalten entwickelte: So schliefen sie etwa schnell als Gruppe links und rechts der Paddockbabtrennung – immer abwechselnd war einer am Wachen.

Eines Tages sah ich durchs Fenster, dass der Neuzugang noch lag, und der alte Wallach sich als letzter anschickte, den Paddock Richtung Stall zu verlassen. Als er fast ums Eck war, warf er einen Blick zurück auf das Jungstütchen im Tiefschlaf.

Er wartete kurz ab, dann drehte er sich um, ging zu ihr zurück und stellte sich noch einmal kurz neben sie: Nach dem Motto: Nur zur Info, wir sind dann mal weg. Der Jungspund blieb noch eine Weile dösend liegen und folgte den anderen später in den inneren Stallbereich.

Und die Moral von der Geschicht’? Herdenverhalten können auch Pferde zeigen, die für uns (noch) gar keine Herde sind. Die Pferde entscheiden das, nicht wir. Wir können nur beobachten und sie bestmöglich unterstützen.

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