Trainieren lernen (1)

Viele können zwar (gut) reiten, tun sich aber oft schwer, wenn es darum geht, das Pferd zu trainieren. Nicht auszubilden, sondern es physiologisch sinnvoll muskulär und konditionell aufzubauen. Wie wahr diese Beobachtung ist, die ich häufig gemacht habe, bestätigte mir die Studie über 70-Tage-Tests, über die ich …

in diesem Beitrag berichtet hatte.

Natürlich sind die Grenzen zwischen kaputtstehen, unterfordern, sinnvoll fördern und überlasten fließend und extrem individuell. Wobei Otto-Normal-Warmblüter – so sie nicht in irgendeiner Form gesundheitlich beeinträchtigt sind – mehr trainingsrelevante Übereinstimmungen haben, als ein Kaltblut und ein Araber.

Je nach Rasse und Typ brauchen junge Pferde vor dem Anreiten etwas mehr Stabilität oder mehr Kondition. (© C. Götz)

Meiner Erfahrung nach gelten dennoch für sie alle die folgenden drei Kriterien. Sie zeigen einem, ob das Training so verläuft, dass es sich für das Pferd gut anfühlt und sich eine positive Entwicklung absehen lässt.

  1. Das Pferd entscheidet sich, mitzuarbeiten. Ein Pferd hat Möglichkeiten, anzuzeigen, ob es mit unserer Arbeit einverstanden ist. Sie können auf einen zukommen oder weglaufen, wenn man sie von der Weide holt, sie können sich in der Box zu einem hin- oder von einem wegdrehen. Manche tun das für die Belohnung, die es gibt und wollen dann nicht ins Halfter schlüpfen oder zögern, mitzugehen. Man muss nicht jedes Ohrenwackeln sofort kritisch hinterfragen, aber ich finde man sollte diesen Dingen Aufmerksamkeit schenken und sie im Hinterkopf behalten, um die Zusammenarbeit immer wieder zu analysieren. Das gilt besonders für Momente, in denen man die Anforderungen steigert.
  2. Das Pferd wird stärker. Das Pferd gewinnt mit zunehmendem Training an Leistungsfähigkeit und an Fähigkeiten. Das Pferd wird schöner und harmonischer was die Ober- und Unterlinie betrifft. Es bleibt besser in Selbsthaltung, es schwitzt weniger schnell (bei vergleichbarem Wetter). Dieser Bereich ist sicher am schwierigsten nachzuvollziehen, denn es gilt Betriebsblindheit auszuschalten und benötigt einige Kenntnisse über ein biomechanisch korrektes Exterieur.
  3. Anzeichen von Ermüdung erkennen. Typische Signale (vor allem) bei jungen Pferden für körperliche Ermüdung sind Herausheben und den Rücken wegdrücken oder mit tief nach unten gestrecktem Kopf laufen wollen; sie stolpern oder gehen nicht mehr vorwärts. Auch eine Verlagerung vom Schieben ins Ziehen tritt häufig auf. Hier habe ich erklärt, wie man sie erkennt. Bei geistiger Ermüdung werden sie – je nach Typ – oft unsicher, sehen Gespenster, scheuen oder rennen dem Gewicht davon (bis zum Durchgehen). Bei älteren Pferden können all diese Symptome ebenfalls auftreten, häufiger aber gelingen Lektionen nicht mehr die sonst klappen oder die Durchlässigkeit geht verloren.

Mehr zum Thema, zu geeigneten Maßnahmen und wieso die Kunst ist, es gar nicht so weit kommen zu lassen, im nächsten Beitrag.

* Warum nicht auf diese Art gendern?