Trainieren lernen (3)

Trainingsprinzipien beinhalten auch Trainingsplanung. Es beginnt mit der Aufnahme des Istzustandes wie im vorherigen Beitrag beschrieben, gefolgt von der Setzung von Trainingszielen und deren Umsetzung, die man durchaus auch planen kann und sollte. Dazu muss man für sein Pferd und seine Disziplin …

… herausfinden, was jeweils alles in welchem Ausmaß verbessert werden muss. Es geht also um eine Planung von Fähigkeiten, nicht um einen zeitlichen Rahmen. Das ist übrigens schon einer der Irrtümer, die ich bei meiner therapeutischen Arbeit häufiger mitbekomme.

Dressurreiter trainieren oft zu viel im Trab. Das geht auf Kosten der Bauchmuskulatur. Die entwickelt sich vor allem durch gut durchgesprungenen Galopp. Auch Klettern im Schritt stärkt sie. (© C. Götz)

Hier meine Top-Drei-Trainingsmythen:

  1. Nur durch Trab und Galopp kann Kondition aufgebaut werden. Schrittreiten oder Spazierengehen hat keinen nennenswerten Trainingseffekt. Das kann man so nicht sagen. Schritt hat eine immense konditionelle Komponente, nicht nur wenn man Bergauf-Bergab-Strecken einbezieht. Aber das Tempo muss stimmen, das Pferd muss durch den Körper gehen, egal ob an der Hand oder unter dem Sattel. Bei mangelndem Trainingszustand der Rückenmuskulatur muss man auch mit Schritt unter dem Sattel vorsichtig sein. Wer auf hartem Boden Schritt reitet oder führt, trainiert außerdem die Sehnen, ein vielfach unbekanntes Trainingstool.
  2. Dreimal pro Woche Training reicht, um positive Trainings-Effekte zu erzielen. Ja, aber nur, wenn es gut verteilt und ein ausreichender Trainingsreiz gesetzt wird. Und nein, falls das Training Freitag, Samstag und Sonntag stattfindet. Dann sind vier trainingsfreie Tage zwar meist gut für den Organismus, um die Belastung zu „verdauen“, aber ein sinnvolles Training sieht anders aus: Mittwoch, Samstag, Sonntag wäre schon eine bessere Variante, noch besser wäre (mindestens) eine vierte oder fünfte Trainingseinheit. Natürlich wird man ein Jungpferd anfangs seltener arbeiten als ein erwachsenes Pferd, das nach einer Pause wieder aufgebaut werden muss. Aber es spricht nichts dagegen, das Jungpferd abwechslungsreich und angepasst so oft zu beschäftigen, solange es sich gut dabei fühlt (siehe Folge 1).
  3. Bei Ermüdung muss man sofort aufhören. Jein, denn wenn Sie im Gelände unterwegs sind und noch eine halbe Stunde Heimweg haben, werden Sie kaum jemanden anrufen, der Sie mit dem Hänger abholt. Und auch auf dem Platz ist es nicht sinnvoll, das Pferd direkt in die Box zu stellen. Wenn man in eine Ermüdung hineintrainiert hat (siehe Folge 1), dann macht man entweder eine Pause – im Gelände indem man absteigt und (zumindest eine Weile) führt – auf dem Platz, indem man für ein Cooldown sorgt: also nach einer kurzen Pause (gerne im Stehen) Schritt bewegt (gerne auch geführt). Ideal ist natürlich, wenn man rechtzeitig merkt, dass es mit der Energie gleich vorbei sein wird. Doch es kann ausbildungstechnisch auch sehr sinnvoll sein, nach einer kurzen Pause zur Regeneration noch einmal die vorherige oder eine gut funktionierende Lektion zu absolvieren.

Im nächsten Beitrag gibt es noch mehr Trainingstipps.