Was ist eigentlich …

… ein Pullerriemen? Ich bin die ganze Zeit am Überlegen, in welche Quizshow diese Frage passen könnte. Vor ein paar Jahren noch als Zuschauerfrage in „Genial daneben“, heute in „Wer weiß denn sowas?“ Ich habe auf alle Fälle Kopf-Radio, was die Beantwortung angeht. Pferdemenschen, die jetzt sagen „Ha, viel zu einfach!“ sollten erst die folgende Erklärung lesen.

Ein Pullerriemen ist nämlich nicht der Kinn- oder Sperrriemen am kombinierten Reithalfter. Aber er kann als solcher verschnallt werden.

Wird der Kinnriemen so verschnallt ergibt sich bei Zügelzug eine Umverteilung auf den Nasenrücken. (© C. Götz)

Das sieht dann so aus wie auf dem Bild: Pullerriemen heißt das Ganze, weil Pferde, die gegen das Gebiss gehen, bzw. sich darauflegen im Englischen pullen (to pull on or through the bit). Im Deutschen wird der Begriff pullen zumeist verwendet, wenn das Pferd immer schneller wird und sich so den Hilfen entzieht.

Wird der Kinnriemen des kombinierten Reithalfters durch die Trensenringe gezogen, dann verteilt sich Zügeldruck auf den Nasenrücken. Dies kann helfen, wenn Pferde noch nicht verstanden haben, wie sie auf feine Zügelhilfen reagieren sollen. Wenn Pferde vorher mit zu viel und/oder harter oder nicht konstanter Hand geritten wurden und sperren, kann eine solche Verschnallung ebenfalls ein Weg sein, zu lernen, feiner zu reiten.

Ich persönlich habe immer andere Wege gewählt, solch einem Pferd und auch seinen Menschen zu zeigen, dass pullen und drauflegen weder ihm selber noch uns gut tun, aber ich würde nicht dagegen wetten, dass es irgendwo eine Pferde-Mensch-Kombination gibt, für die diese Verschnallung eventuell doch hilfreich sein könnte.

Auf keinen Fall aber darf sie dazu verleiten, mit mehr Hand zu reiten. Und selbstverständlich gilt für sie – wie für alle Nasenriemen – die Zwei-Finger-Regel, bzw. die Notwendigkeit, am Gebiss entspannt kauen zu können.

Bereits vor fast zehn Jahren habe ich in diesem Artikel erklärt, welche Aussagen zu Sperrriemen in das Reich der Märchen und Sagen gehören. In dieser dreiteiligen Serie beschreibe ich aus osteopathischer Sicht, was zu fest verschnallte Nasen- und Kinnriemen anrichten können. Und in diesem Beitrag geht es darum, wann und wie das kombinierte Reithalfter Einzug hielt.