Wie kann ich erkennen, ob ich den Bewegungen des Pferderückens wirklich geschmeidig folgen kann? Das ist eine Grundvoraussetzung, um aus dem Sitz heraus effektiv Hilfen geben zu können. Denn auch die Sitzhilfe sollte immer wieder „ausgesetzt“ werden, indem man sie in lockeres Mitschwingen überführt, sobald man sie nicht mehr braucht. Hier ein paar Übungen zum Selbsttest:
- Kann ich im Schritt fühlen, in welchem Maß das Pferd mein Becken im Wechsel schiebt und sinken lässt? Wie man die Acht (siehe Bild), die das Becken dann im Sattel schreibt, am besten erspürt, habe ich hier bereits beschrieben. Viele Reiter, die nicht völlig loslassen können, spüren nur das Schieben nach vorne, nicht das Zurückführen. Andere können vermehrt das Sinken wahrnehmen, aber nicht das Schieben. Der Grund ist zumeist, dass das der Reiter in eine Richtung festhält* oder blockiert ist.
- Wie lasse ich im Trab die Bewegungen des Pferdes durch meinen Körper? Idealerweise geht das Pferd beim Hinspüren über den Rücken, ansonsten wird es für beide unangenehm. An der Longe und/oder mit einem Pferd mit nicht allzu viel Schwung, lässt sich das meist am besten üben. Wenn das Pferd nämlich reell über den Rücken geht, kann man auch im Trab die Acht im Reiterbecken spüren. Den wenigsten Reitern ist klar, dass sie im Trab ihr Becken auf verschiedene Arten mitgehen lassen können. Die meisten Reiter, die augenscheinlich gut sitzen, bewegen ihr Becken im Trab auf einer Linie zwischen 9 und 3 Uhr (siehe Bild) im Wechsel von steigen und sinken oder im Wechel von vor- und zurückkippen. Bei ersterem lässt man aber den Part des Schiebens (und damit automatisch, des Zurückführens der anderen Seite) entfallen. Man stellt sich für diesen Anteil quasi „tot“.* Man hält sich reiterlich alle Optionen offen, wenn man alle Varianten beherrscht und nach Bedarf einsetzt.
- Wie schnell komme ich von einem bewussten „Totstellen“ wieder ins Mitschwingen? Indem man im Schritt die Hüfte für einen Moment komplett ruhig hält – ohne dabei Druck zu machen, sich also wirklich ganz „leise“ im Sattel macht – kann man den Gegensatz zum losgelassenen Mitschwingen besser spüren lernen. So lernt man auch, das Mitschwingen immer wieder schnell herzustellen, wenn man einmal im Sattel verspannt.
Nur wer dies alles beherrscht, kann aus dem Sitz heraus mit Leichtigkeit und fürs Pferd angenehm, dessen Bewegungen steuern: Etwa indem man den Schritt versammelt, indem das eigene Becken mehr sinkt, statt schiebt. Oder indem man das Verlängern der Trabtritte nur über ein weiteres Schwingen des eigenen Beckens einleitet und ermöglicht.
* Der Sattel kann hier viel Bewegungsspielraum behindern, etwa indem er nicht zum Pferd oder zum Reiter passt oder diesen über Pauschen einzwängt.