Muskeln oder Fett?

Ihr Pferd ist zu dick? Es sollte abnehmen? Dann sollten Sie sich vorab einige Dinge klar machen. Denn ein Pferd mit Übergewicht ist häufig auch wenig trainiert. 

Klar gibt es auch Ausnahmen, aber die meisten viel zu dicken Pferde tun insgesamt zu wenig und haben vor allem deshalb zu viel angesetzt. Wer also seinem Tier einen gesundheitlichen Gefallen tun möchte, behält dies im Hinterkopf. Denn eigentlich muss er mehrere Dinge bewältigen: Das Pferd muss abnehmen und dabei möglichst keinen Stress in Form von zu langen Futterkarenzen bekommen. Um mehr Muskeln zu erwerben muss es sich bewegen – anfangs noch mit dem Zuviel an Fettmasse, ohne die entsprechenden Muskeln.

Oft sehen Pferde auf den ersten Blick gar nicht dick aus. Dieser Quarter wirkt kompakt und bemuskelt (was er auch ist). Erst wenn er (wie im rechten Bild) auf dem Podest steht, sieht man die Fettpolster in der Lende (im markierten Bereich). (© B. Beck)

Oft sehen Pferde auf den ersten Blick nicht wirklich dick aus. Dieser Quarter wirkt kompakt und bemuskelt (was er auch ist). Erst wenn er (wie im rechten Bild) auf dem Podest steht, sieht man die Fettpolster in der Lende (im markierten Bereich). (© B. Beck)

Da sollte klar sein, dass man langsam anfängt. Am besten im Schritt. Dies steigert man idealerweise, bis man sehr viel Schritt geht.* Wichtig ist, folgendes zu wissen: Nimmt das Pferd ab, bevor es Muskeln bekommt – was in gewissem Rahmen nicht verkehrt ist, weil es Skelett und Gelenke entlastet – so sieht es erst einmal schlechter aus. Schlechter, weil Fett oft Muskeln vortäuscht. Pferde – vor allem junge – können so aufgefüttert sein, dass sie bereits wie gearbeitet aussehen. Dies ist etwa ein häufiges Bild bei Körungen.

Wie man das Abnehm- und Trainingsprogramm startet hängt vom Alter des Pferdes und anderen Faktoren ab: Eine zweijährige Stute etwa, die unbedingt abnehmen musste, wurde bei Spaziergängen und als Handpferd langsam in Schwung gebracht. Halfterführig war sie bereits, sonst wäre dies der erste Schritt gewesen. Reduziertes Heu aus Netzen sowie portionierte Weide führten zu einem – erwünschten – langsamen Abnehmen über ein halbes Jahr bei gleichzeitiger, vorsichtiger Steigerung der Fitness. Ein zehnjähriges Shetlandpony wurde abwechslungsreich mit Bodenarbeit, Zirzensik und ebenfalls als Handpferd gearbeitet und bekam zusätzlich einen Maulkorb. Ein älterer, stark übergewichtiger Kleinpferdwallach mit Arthrose wurde auf strikte Diät gesetzt und gleichzeitig vorsichtig mit Spaziergängen sowie gymnastizierenden Bodenarbeitselementen begonnen. Bei allen drei Pferden wurde der Organismus entsprechend des zugrundeliegenden gesundheitlichen Problems naturheilkundlich unterstützt.

Wenn Sie ihr Pferd zur Kontrolle wiegen, sollten Sie bedenken: Fett ist tatsächlich etwas leichter als Muskulatur, denn ein Kilo Fett hat mehr Volumen als ein Kilo Muskeln und zwar 12–15 Prozent mehr. Das heißt, das Pferd sieht mit Muskulatur statt Fett etwas schlanker aus, wiegt aber noch genau so viel.

* Dies gilt für Pferde, die zwei Monate und mehr völlig aus dem Training waren. Hat man die Pferde bislang geritten, baut man sie entsprechend der aktuellen Kondition auf. Doch auch hier ist Schritt ein wertvolles Mittel.