Die Halswirbelsäule (HWS) des Pferdes besteht – wie bei nahezu allen Säugetieren – aus sieben Wirbeln. Hält das Pferd seinen Hals in einer entspannten Ruheposition mit dem Genick leicht über dem Widerrist, so verlaufen die Halswirbel fast in gerader Linie – mit einem leichten S-förmigen Bogen am oberen und unteren Ende. Aber die HWS kann auch anders – auf gute und schlechte Art …
Doch erst einmal zur Anatomie: Man fängt mit dem Zählen vom Kopf weg an. Nach dem Schädel folgt der erste Halswirbel (Atlas = C1), danach der zweite, der Axis (C2). Ihre Beweglichkeit und Stabilität erhalten die Halswirbel durch die Konstruktion aus Bandscheiben und so genannten Facettengelenken – das sind die oben liegenden fingerartigen Ausstülpungen, die ab dem zweiten Halswirbel jeden folgenden Wirbel mit dem jeweils nächsten verbinden.
An diesen Facettengelenken können sich relativ leicht Arthrosen bilden. Eine Studie zeigte, dass 72 Prozent der untersuchten Pferde knöcherne Veränderungen aufwiesen – leicht (45 %), mittelschwer (22 %) und schwer (5 %). Die meisten leichten Veränderungen traten an C3–C6 auf, die schweren waren überwiegend an C2 und C3.
Trägt das Pferd seinen Hals in Beizäumung – die Nasenlinie leicht vor der Senkrechen, das Genick höchster Punkt – und befindet es sich in relativer Aufrichtung, dann wird die S-Form der HWS stärker. Dies kann nur dann ohne Probleme für die Gelenke der HWS und den Übergang zur Brustwirbelsäule (BWS) stattfinden, wenn diese Aufrichtung erarbeitet und damit muskulär vom Pferd selbst zu leisten ist – es also lernt, in Selbsthaltung zu gehen.
Die Wölbung des Halses entsteht durch zunehmende Biegung der einzelnen Facettengelenke. Mit der Hand und dem Schenkel herbeigeführt, also „absolut“ aufgerichtet, kommen die HWS und ihr Übergang zur BWS in Kompression. Dies passiert auch bei jedweder Art von Überzäumung (Rollkur, Hyperflexion, falscher Knick).
Mehr anatomische und biomechanische Details zur HWS habe ich in diesen Artikeln bereits dargelegt:
- über die Nackenplatte,
- zur notwendigen Nickbewegung des Halses,
- wie man die HWS auf ganz einfach Art entspannt und
- was an ersten beiden Wirbel passieren kann, wenn man nicht aufpasst.
Passen Sie auf den Hals Ihres Pferdes auf – im Sattel und beim Umgang – nicht alles was ihm passiert, lässt sich reparieren. Gefährdet sind z. B. Pferde die sich in den Strick hängen für Verletzungen im oberen Bereich der HWS und Schäden durch falsches Reiten wirken sich häufig im unteren Bereich und im Übergang zur BWS aus. Folgen können etwa Arthrosen und Blockierungen sowie Nervenkompressionen und damit Erscheinungen wie Pseudo-Narkolepsie sein.